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Gleismannsbahnhof Gleis 1.4

Die ehemalige Torfbahn im Glasmoor

Im Norderstedter Raum gab (und gibt) es mehrere (Hoch-)moore (Ohemoor, Glasmoor, Wittmoor, Zwickmoor, Wildes Moor, Kampmoor, Wöbsmoor usw.), die bis in die 1970er Jahre stark in ihrer Größe durch den Torfabbau dezimiert oder gar gänzlich ausgebeutet wurden. In Glashütte stellte das Torfstechen jahrzehntelang eine der Lebensgrundlagen der Einwohner dar. Beim Abtransport der Torfsoden wurden oft Feldbahnen errichtet, so auch an zwei Stellen in Norderstedt. Über den Fahrzeugeinsatz ist so gut wie nichts bekannt, wird aber aus Dampf- (und evtl. Diesel-)loks sowie der üblichen Torfwagen bestanden haben.

Das Glasmoor liegt im Osten von Norderstedt und ist nicht öffentlich zugänglich. 1917 hatte die Hansestadt Hamburg große Teile des Glasmoores gekauft, damit die Brennstoffversorgung im Norden der Stadt gesichert wurde. 1928 wurde südlich des Moores eine Strafanstalt errichtet, deren Gefangene den Torf abbauten. Ziemlich sicher wurde in dieser Zeit auch die dortige Torfbahn eröffnet. Sie führte vom Gefängnis in nördlicher Richtung am Glasmoor entlang mit zwei Abzweigen nach rechts ins Moor, wandte sich mehrere Male nach Westen und Norden und endete vermutlich am westlichen Teil des Tangstedter Forstes an einer inzwischen verfüllten (Kies?-)Grube, möglicherweise hatten die beiden Bahnstrecken keine Verbindung untereinander. Die Spurweite der Bahn betrug 610 mm.

Auf einem Luftbild aus dem Jahre 1938 kann man erkennen, daß die Bahn sowohl an der westlichen Seite des Haupt - Gebäudekomplexes, parallel zur heutigen Straße Am Glasmoor entlangführt und dort mehrgleisig in einer Halle endet als auch an der Ostseite ein Gleis besitzt, welches sich dann in einer Linkskurve Richtung Osten wendet.

Im Jahrbuch 2010 des Heimatbundes Norderstedt ist ein sehr lesenswerter Bericht über die Hamburger Justizvollzugsanstalt Glasmoor wiedergegeben. Auf Seite 23 findet sich zur Torfbahn der folgende Abschnitt: (...) Nach der Verlegung von Gleisen wurden die Torfsoden auf Brettern ausgebreitet, auf Flachbrettloren gestapelt und zu einem Lagerplatz im Bereich der Gebäude geschoben. Später erfolgte der Transport mit der Feldbahn. Auf dem Lagerplatz wurden die Loren abgeklatscht, das heißt, die Soden wurden von den Brettern durch Wenden der Bretter zum Trocknen abgelegt, später zum Trocknen zum Trocknen in Diemen gestapelt. Das getrocknete Material wurde für den Eigengebrauch in das Torfhaus (ab 1923) und für den Verkauf in Loren auf eine Rampe gefahren und dort auf bereitgestellte Fuhrwerke, später Lastkraftwagen, ausgekippt.

Anfang der zwanziger Jahren soll eine Verbindung zum Güterbahnhof Ochsenzoll entlang der Glasmoorstraße, des Glashütter Damms sowie der Segeberger und der Langenhorner Chaussee gebaut worden sein. Ob es eine Verbindung zur Torfbahn im Wittmoor gegeben hat, ist nicht bekannt; auch nicht, wann die Strecke zum Ochsenzoll wieder abgebaut wurde.

In den 1950er Jahren wurde die Strecke in Höhe der heutigen Oststraße gekappt. 1965 wurde der Torfabbau im Glasmoor beendet; ob gleichzeitig auch die Bahn stillgelegt worden ist, ist nicht bekannt. Große Teile der Strecke waren im Jahre 2000, obwohl ziemlich zugewachsen, noch zu sehen. Im Jahre 2001 erfolgte laut dieser Quelle ein Verkauf einer Lok der Justizvollzugsanstalt.

Inzwischen wurden die Gleise herausgenommen oder sind von Sand und Erde überdeckt. Die Warnschilder am Rand des Sperrgebietes sind an ehemaligen Feldbahnschienen befestigt. Der Zaun an der Schleswig - Holstein - Straße besteht ebenfalls zum Teil aus alten Schienenstücken.

Karte vom Glasmoor 1.
Ausschnitt einer topographischen Karte aus dem Jahr 1960 im Maßstab 1 : 25.000. Deutlich ist die Streckenführung der Torfbahn vom Gefängnisgelände zum Glasmoor zu erkennen. Der Abschnitt zur Kiesgrube hat keine Verbindung zur Torfbahn im Glasmoor (mehr?). Die Schleswig - Holstein - Straße, die heute im linken Bildteil durch diesen Bereich führt, endet noch an der Kreuzung mit dem heutigen Langenharmer Weg.

Karte vom Glasmoor 2.
Ausschnitt einer topographischen Karte im Maßstab 1 : 50.000 aus dem Jahr 1967. Die Kiesgrube am Tangstedter Forst ist verschwunden und mit ihr die Bahn, auch wurde die Gleisführung auf dem Gefängnisgelände und im Moor vereinfacht. Die Schleswig - Holstein - Straße ist noch nicht weitergebaut worden.

Zu den Fotos


Weiterführender Link zum Thema Glasmoor

www - Das Glasmoor Geschichte, Situation und Renaturierungsmöglichkeiten.

www - Ein Wiki über die Justizvollzugsanstalt Glasmoor.


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Erstellt seit: wahrscheinlich 2003
Online seit: wahrscheinlich 2003
Zuletzt aktualisiert am: 4. Februar 2011

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