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Kiesbahn Rissen

Im westlichsten Stadtteil von Hamburg, Rissen, das seit 1927 zu Altona gehörte und nun seit 1937 auf dem Hamburger Stadtgebiet liegt, wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts damit begonnen, Kies abzubauen. Seit dem 1. Dezember 1883 verkehrte die Sekundärbahn von Blankenese nach Wedel, die auch in Rissen hielt (heute Teil der Hamburger S-Bahnlinie S1). Die Bahnen, die hier entstanden, sind zum Teil sehr ungewöhnlich gewesen.

Die Gegend zwischen den (heutigen) Straßen "Sülldorfer Landstraße", "Sülldorfer Mühlenweg", "Sülldorfer Brooksweg" und dem "Falkensteiner Ufer" wurde bald nach der Bahneröffnung zum Kiesabbau genutzt; wann genau der Betrieb aufgenommen wurde, ist nicht bekannt. Von der Bahnstrecke zweigte beim Kilometer 13,692 zwischen den Bahnhöfen "Sülldorf" und "Rissen" in Fahrtrichtung nach links das Zufahrtsgleis ab. Die Bahn überquerte die heutige B 431 und führte das Dreieck zwischen den Straßen "Sülldorfer Brooksweg" und "Rissener Landstraße". Dort mußten die normalspurigen Züge "Kopf" machen und konnten dann zu einer Kiesgrube nördlich der "Rissener Landstraße" gelangen. Dabei kreuzten sie ein Schmalspurgleis, welches zu einer etwas nördlich gelegenen weiteren Kiesgrube führte, die nur von der Schmalspurbahn erreicht wurde. Das Normalspurgleis machte ein weiteres Mal "Kopf" und führte zu der Stelle, an dem das Schmalspurgleis die "Rissener Landstraße" unterquerte (!) und endete dort. Das Schmalspurgleis führte nördlich einer weiteren Kiesgrube (der heutige Golfplatz) entlang, die von einem Stichgleis aus Richtung Süden erschlossen wurde, und führte in Richtung Südwesten weiter. Von Osten kam ein weiteres Stichgleis aus einer Kiesgrube hinzu. Die Straße "In de Bargen" wurde gekreuzt und die Bahn machte einen Bogen in Richtung elbaufwärts. Im heutigen "Sven - Simon - Park" machte die Bahn einen rechtsbogen und führte kopfmachend nach Nordosten zu einer Verladestation in der Nähe der Villa Michaelsen (das heutige "Puppenmuseum"). Hier schloß eine Drahtseilbahn an, die schnurgerade den Elbhang hinunterführte und am Strand unterhalb des "Tafelbergs" in Höhe des Wasserwerks endete. Dort gab es einen Landungssteg für Schuten.

Die Kiesgrube gehörte in der Zeit von 1890 bis 1923 dem Großgrundbesitzer Friedrich Strucken sowie seinem Partner Andresen. Laut Erich Staisch in "Die Hamburger S-Bahn" von 1979 sollen bald nach Betriebseröffnung lange Kieszüge über Blankenese nach Langenfelde gefahren worden sein. Ab 1928 baute die Firma "Otto Heidorn" den Kies ab. Wielange die Kiesgrube mit der Bahn erschlossen wurde, ist nicht bekannt, ebensowenig die Spurweite oder die Betriebsmittel der Schmalspurbahn; die Nutzung soll bis in die 1920er Jahre erfolgt sein und die Schienen sollen bis in die 1930er Jahre bestanden haben. Nach der Stillegung der Bahn wurde der Kies bis 1973 per Lastwagen befördert.

Die Drahtseilbahn war antriebslos und wurde durch ihr eigenes Gewicht bewegt, indem die vollen Loren bergab befördert wurden und so den Draht bewegt haben. Die Seilbahn war jedoch nur wenige Jahre in Betrieb.

Von den ehemaligen Werksgebäuden sollen noch drei vorhanden sein, wobei eines das Jugendzentrum beheimaten soll. Die Kiesgruben sind inzwischen begrünt und teilweise zum Golfplatz und teilweise als Erholungs- und Spielwiesen umfunktioniert worden. An einigen Stellen wuchsen jedoch Bäume. Den Einschnitt, an dem die Schamlspurbahn die Straße unterquerte, ist noch zu erkennen; der Tunnel jedoch zugeschüttet.


Einige Fotos (vom Juni 2011)

Beim ehemaligen Tunnel.
Natürlich bei so viel Natur schlecht zu erkennen: Auf dem Hang in Hintergrund führt die "Rissener Landstraße" entlang und in der Senke lagen die Schienen der Schmalspurbahn, die dann die Straße in einem Tunnel nach links unterquerten.

Gepflasterter Waldweg.
Ungewöhnlich für einen Waldweg ist diese Pflasterung. Auf ihr fuhren früher wohl Kieslaster.

Zufahrtsstraße.
Hier führte die Zufahrtsstraße von der heutigen B 431 (im Hintergrund) zu den Wirtschaftsgebäuden der Kiesgrube.

Wirtschaftsgebäude.
Vermutlich eines der ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Kiesgrube.

Ein Reh.
Ein Reh auf dem ehemaligen Kiesgrubengelände. Es bekam sogar einen kurzen Artikel in der "Bild" - Zeitung, da es mit seinem Kitz zusammen spazieren ging.

Quellen + Links

  • Buch - Archivgruppe des Bürgervereins Rissen: "Rissen 1870 - 1960. Ein Photografischer Streifzug", Edition Temme, gebundene Ausgabe 2002 (daraus S. 63 und die Karte aus dem Jahr 1920 im vorderen Deckblatt innen).
  • www - Im Bahninfo - Forum gibt es einen Thread von 2007 über die ehemalige Kiesbahn.
  • www - Christian Terstegge listet Karten für den Westen von Hamburg auf (vergrößerbar). Dort ist auf einer Umgebungskarte von Blankenese und Dockenhuden aus dem Jahr 1910 der genaue Verlauf der drei Bahnen zu sehen.
  • www - Ein Wiki über Rissen.

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Erstellt seit dem: 3. September 2012
Online seit dem: 28. September 2012
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