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Gleismannsbahnhof.Gleis 17.Arbeitsfahrzeuge.

Gleis 17.BB - Arbeitsfahrzeuge der HHA: Meßwagen

Die Notwendigkeit eines U-Bahn-Fahrzeugs, im Stadtschnellverkehr mit kurzen Haltestellenabständen und einer hohen Reisegeschwindigkeit eine hohe Anfahrgeschwindigkeit und Bremsverzögerung zu entwickeln, führte in Hamburg zu Überlegungen, durch Tests an einem bereits vorhandenen Fahrzeug die optimalen Werte dafür zu ermitteln. Am 16. Juni 1963 wurde bei der "Hamburger Hochbahn A.G. (HHA)" per Vorstandsbeschluß 792/16 der Bau eines entsprechenden Haftwertmeßwagens beschlossen. Im Frühjahr 1965 wurde dann der ehemalige "TU 1 8919" zum Meßwagen "BB 1 8157" umgebaut. Die Bedeutung der Bezeichnung "BB" lautete "Bremsmeßbeiwagen". Der Meßwagen selbst war somit antriebslos und mußte von einem anderen Triebfahrzeug gleicher Bauart bewegt werden, also einem TU- oder T-Wagen.

Äußerlich ähnelte der "BB 1" den TU-1-Wagen mit den breiten einteiligen Türen, hatte aber die gelbe Farbe der Arbeitsfahrzeuge. Er erhielt die getrennten Scheinwerfer und Schlußleuchten wie z. B. der Hilfstriebwagen HT 2, allerdings waren sie übereinander angeordnet. Die drei, bei den TU 1 üblichen, Frontscheiben am einzigen Führerstand waren, bis auf ein schmales Lüftergitter auf der linken Seite anstelle der Scheibe, auch hier vorhanden. Auf dem Zielschild war die feststehende Anschrift "Meßwagen" lesbar. Auf der linken Seite des Führerstandes gab es das große Fenster in der Seitenwand analog der TU 1 und darunter ebenfalls ein Lüftergitter. Im ehemaligen Fahrgastraum war die erste Fensterscheibe hinter der Schiebetür durch eine Wand ersetzt. Laut dem Typenblatt der "HHA" von 1965 war der "BB 1" 13,50 Meter lang (ohne Kupplung) und 2,57 Meter breit. Beheimatet war der Meßwagen in Barmbek.

Betrieblich war der Wagen ein Steuerwagen. Bis auf einen Steuerstromfahrschalter wurde die übrige elektrische Ausrüstung, die Fahrmotoren und die zugehörigen Einrichtungen entfernt. Ein Drehgestell wurde weiterhin mit der vorhandenen Druckluft-Bremseinrichtung gebremst, das zweite Drehgestell hatte jedoch keine derartige Bremse mehr und wurde für die Messungen auf einer Achse mit einer Scheibenbremse und auf der anderen mit einer Vier-Klotz-Bremse ausgerüstet. Die Bremsen wirkten unabhängig voneinander und auch unabhängig von der Druckluftbremsanlage des Zugverbandes. Zur Vermeidung von Flachstellen gab es für die Schnellösung der Bremse in den Bremszylinderleitungen Magnetventile und druckluftbetätigte Schnellentlüftungsventile. Zur Beobachtung der Meßachsen gab es ein Fenster im Wagenboden. Die erfaßten Meßwerte wurden in einem mehrkanaligen Schnellschreiber aufgezeichnet. Für die Stromversorgung gab es eine 24-Volt-Batterie und ein 220-Volt-Dieselaggregat.

Die Messungen erfolgten erst bei der Bremsung des Zugverbandes T- / TU-Wagen - BB-Wagen aus der Geschwindigkeit und wurden dann beim Auslaufen des Zugverbandes bis zum Stillstand gemacht. Erste Messungen mit dem Meßwagen fanden bereits im Mai 1965 statt. Danach erfolgte ein Umbau des Meßwagens. Es waren Änderungen notwendig geworden, die im September 1965 beendet werden konnten. Dabei wurde die analog arbeitende industrielle Drehzahlmeß- und Vergleichseinrichtung durch eine, im eigenen Labor gebaute, digitale Meßeinrichtung ersetzt, da die analoge Einrichtung zu langsam und zu ungenau war. Die ersten Ergebnisse der erfolgten Messungen mit dem "BB 1 8919" hatten jedoch bereits zu der Entscheidung geführt, das zukünftige Fahrzeug für den U-Bahn-Verkehr in Hamburg, den DT 3, als 8-achsiges, allachsangetriebenes Fahrzeug zu entwickeln. Weitere Messungen fanden dann Ende 1965 und Anfang 1966 statt.

Ursprünglich war der "BB 1" das Fahrzeug "199", das am 25. Juli 1916 bei der HHA in Dienst gestellt wurde. Es verfügte damals nur über die dritte Wagenklasse und stammte aus der 5. Lieferung der damaligen T-Wagen mit insgesamt 20 Fahrzeugen. Der Wagen "199" wurde von der "AEG" und der "Wf. Bremen" hergestellt. Im 2. Weltkrieg wurde das Fahrzeug beschädigt, danach aber wieder aufgebaut.

Aus dem Wagen "T 5 199" entstand etwa 1952 / 1953 bei der "Waggonfabrik Fuchs, Heidelberg" das Fahrzeug "8919". Es gehörte der ersten Wiederaufbauserie "TU 1", ursprünglich B-Wagen genannt, an. Die Bezeichnung "TU 1" und die Wagennummer erfolgten allerdings erst etwa 1959 / 1960. Das Fahrzeug "8919" gehörte zu den letzten, zu "TU 1" umgebauten Fahrzeugen und gleichzeitig zu den acht Wagen der Versuchsausführung für die 16. Wagenlieferung (die späteren "DT 1"), die die Firmen "Siemens-Schuckert-Werke" (SSW), die "Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft" (AEG) sowie die HHA in den 1950er Jahren eingehend erprobten.

Diese 8 Wagen konnten durch die unterschiedliche elektrische Ausrüstung betrieblich nur als Zweiwagen-Einheit verkehren. Sechs der acht Fahrzeuge wurden Anfang der 1960er Jahre wieder so umgebaut, daß sie freizügig im normalen Personenverkehr eingesetzt werden konnten. Die beiden übrigen Wagen wurden für die Erprobung kontaktloser Steuerungen verwendet. Ob der "8919" ebenfalls zurückgebaut wurde, ist nicht bekannt.

Seine letzte Karriere als Meßwagen "BB 1 8157" währte allerdings nicht lange: Da die weiteren Messungen so aufschlußreich waren und ein weiterer Betrieb nicht mehr notwendig war, wurde der Meßwagen bereits am 21. April 1966 schon wieder abgestellt, im Mai 1970 verschrottet und schließlich im Juli 1970 abtransportiert. So war seine passive Zeit als Meßwagen länger als seine aktive...

Bezeichnung Nummer Indienststellung Ausmusterung Anmerkung
BB 1 8157 Frühjahr 1965 21. April 1966 Abtransport 28. Juli 1970

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Vielen Dank an R. Mäkel!

Quelle: Dipl.-Ing. A. Mies / Ing. R. Mäkel: "Bau und Betrieb eines Haftwertmeßwagens", Nahverkehrspraxis 16, 1968, Heft 6

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