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Gleis 8.1: Die Entwicklung der Hamburger Straßenbahn von 1866 bis 1894 |
1. Vom Pferdebus zur PferdebahnBereits seit dem 31. Oktober 1839 gab es in Hamburg Pferdewagen, die gegen Entgelt benutzt werden konnten, die eine bestimmte Regelmäßigkeit in der Fahrtenfolge aufwiesen und die auf bestimmten festgelegten Strecken verkehrten, also nicht nach dem Wunsch der Fahrgäste einen willkürlich ausgesuchten Weg befuhren. Diese Pferdewagen waren also der erste öffentliche Personennahverkehr in der Stadt! Dieses Vehikel bekam bald den Namen "Omnibus" (lateinisch: "für alle"). Diese Bezeichnung hat sich bekanntlich bis heute (als Kurzform "Bus") gehalten. Das lukrativste Geschäft waren die Verbindungen zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem zu der Zeit noch dänischen Altona, so daß der anfängliche 30 - Minutenbetrieb bereits nach kurzer Zeit zu einem 15 - Minutentakt verdichtet wurde (und das 1839!!). Der erste Pferdeomnibus, der von der Firma "Basson + Co." betrieben wurde, verkehrte auf der Strecke:
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Trennung von Wohnung und Arbeitsplatz, so daß immer mehr Menschen zu Pendlern wurden. Der Verkehr entwickelte sich deswegen rasch, so daß viele neue Pferdebusgesellschaften und -strecken entstanden. Die bekannteste neben "Basson + Co." war die Firma "Soltau", deren Wagen rot - weiß gestreift waren und im Volksmund "Badehosen" hießen ... Die Entwicklung der schienengeführten Pferdewagen in den Großstädten Amerikas in den 1830er Jahren (in New York beispielsweise ab 1832) und Europas nach 1850 (die erste fuhr in Paris 1854) führten dazu, daß immer mehr große und kleinere Städte Pferdebahnen eröffneten, da die Wagen auf den Schienen leichter rollten als auf den meist holprigen Kopfsteinpflasterstraßen. Im Jahre 1861 wollte der dänische Ingenieur A. F. Möller in Hamburg gleich mehrere Pferdebahnlinien erbauen und wandte sich deshalb in einem Gesuch an den Hamburger Senat. Doch der verhielt sich abwartend und erließ erst drei Jahre später (auch bedingt durch den Deutsch - Dänischen Krieg von 1864), am 28. September 1864, ein "Gesetz, betreffend die Pferde - Eisenbahn". Von Hamburg kam am 18. Januar 1866 und aus Holstein bereits am 28. Oktober 1865 die Konzession für diese Strecke. Damit war der Weg frei für die Pferdebahn in Hamburg! Der Bau konnte beginnen. Die erste Linie wurde am 16. August 1866 vom Rathausmarkt nach Wandsbeck - Marienthal eröffnet. Sie führte durch die "Hermann-" und die "Ferdinandstraße", da es die "Mönckebergstraße" noch nicht gab. Am Endpunkt in Wandsbeck - Wendemuth wurde eine Wagenhalle sowie Stallungen für 145 Pferde errichtet, in der ab 1885 die ersten eigenen Fahrzeuge gefertigt wurden. Die auf der Strecke Rathaus - Wandsbeck verkehrenden Wagen waren in einem Rotton gehalten. Sie wurden von der Hamburger Wagenfabrik Lauenstein, mit der Möller sich zusammengetan hatte, geliefert. Eigentümer dieser Strecke war die im November 1865 von Möller gegründete "Pferde - Eisenbahn - Gesellschaft (PEG)". Bereits am 24. Oktober 1866 wurde eine Stichstrecke vom Wandsbecker Markt zum heutigen Bahnhof "Wandsbek" der DB AG (damals zur "Lübeck - Büchener Eisenbahn (LBE)" gehörend und 1865 eröffnet) geführt. Am 18. Dezember 1866 schließlich gab es noch eine dritte Verzweigung nach Marienthal, die bis 1922 als reine Pferdebahn in Betrieb blieb und erst dann elektrifiziert wurde. So wurde Hamburg die letzte Großstadt mit diesem Verkehrsmittel. Bereits am 8. Juni 1867 wurde die zweite Linie in Betrieb genommen. Sie führte wie die Wandsbecker Linie vom Rathausmarkt bis zur "Lübecker Straße" und von dort nach "Barmbeck, Zoll" an der Osterbek. Diese Linie hatte grüne Wagen. An der Schürbeck (heute U - Bahnhof Mundsburg) entstand ebenfalls ein "Betriebshof". Interessanterweise gab es ab Schürbeck eine knapp 500 Meter lange Stichstrecke durch den "Uhlenhorster Weg" bis zum Ausflugslokal "Walhalla" an der Kreuzung mit dem "Hofweg". Sie wurde am 15. November 1868 eröffnet, war aber kein Erfolg, da die Konkurrenz durch die Alsterschiffahrt, die einen Anleger "Walhalla" hatte, zu groß war. Auf der eigleisigen Strecke pendelte ein Wagen, der ab Schürbeck Anschluß an den Wagen vom Rathausmarkt hatte. Die Strecke wurde nach nur 16 Monaten, inklusive einer Pause vom März 1869 bis Februar 1870 (!), am 14. März 1870 bereits wieder eingestellt (die erste Streckenstillegung überhaupt). Die dritte Linie verkehrte ab "Ferdinandstor" über die Lombardsbrücke, die Grindelallee und die Fruchtallee nach Eimsbüttel zum dortigen Marktplatz und hatte braune Wagen. Sie wurde am 5. September 1868 eröffnet. Ein weiterer Zweig nach Hoheluft folgte am 5. Mai 1870. In östliche Richtung verkehrte die vierte Strecke. Sie begann ebenfalls am Rathausmarkt und führte über die "Große Allee" (heute "Adenauerallee") und die Bürgerweide zum Hammer Park. Eröffnet wurde sie am 11. Dezember 1875. Nach Altona gab es erst ab dem 15. April 1878 eine Pferdebahn, obwohl die erste Pferdebusstrecke dorthin geführt hatte und die Strecke gewinnbringend war. Der Grund war, daß die Straßen teilweise sehr eng waren und keine Schienen verlegt werden konnten. Hier behalf man sich mittels eines Tricks: Die Wagen bekamen ein fünftes, auslenkbares Rad, so daß sie sowohl an der Schiene als auch unabhängig von ihr fahren konnten. Eigentümer dieser neuen Bahnstrecke war die "Hamburg Altonaer Pferdebahn - Gesellschaft (HAPf)", die durch diese Linienführung die rentabelste aller Pferdebahnstrecken betrieb. Später bei der Elektrifizierung wurden die Schienen dann durchgehend verlegt und das fünfte Rad verschwand wieder. Die Gesellschaft nannte sich nun "Hamburg - Altonaer Centralbahn (HAC)" und hieß im Volksmund "Centralbahn / Zentralbahn" oder auch "Chinesenbahn", so genannt wegen ihrer Wagen, deren geschwungene Dachform an fernöstliche Gebäude erinnerte, und deren gelber Farbe. Ihre Strecken und Wagen wurden erst 1923 von der "HHA" übernommen, war also stets eine Konkurrenz der späteren "SEG" und schließlich die letzte private Straßenbahngesellschaft in Hamburg. Am Schützenhof in Altona (heute ist dort der "toom" - Markt) entstand eine Wagenhalle für die Wagen der "Centralbahn". Die Spurweite der Pferdebahnen und der späteren Straßenbahn betrug stets 1.435 mm (Normalspur). Die Gleise waren bündig in das Straßenpflaster eingelassen. Erst später gab es für die Straßenbahn auch separate Strecken, etwa die zum Bahrenfelder Volkspark. Zunächst endeten die Linien meistens stumpf; Wendeschleifen wurden erst in den 1920er Jahren verstärkt gebaut. 1880 wurde die "Straßen - Eisenbahn - Gesellschaft (SEG)" gegründet, die sehr erfolgreich agierte und stark expandierte. Ihre ersten Strecken führten vom Pferdemarkt nach Ohlsdorf und vom Stephansplatz durch die Rothenbaumchaussee zum Winterhuder Marktplatz. An der Dorotheenstraße befand sich seit dem 7. Juni 1880 eine Wagenhalle. Die "SEG" stand bald in Konkurrenz zur "PEG", die bereits im Juli 1881 von der "SEG" übernommen wurde. Später wurden dann auch die "Hamburg - Altonaer Trambahn (HAT)" und die "Große Hamburg - Altonaer Straßenbahn (GrHAS)" von ihr übernommen. Die "SEG" war dann auch die erste Gesellschaft, die die erste elektrische Straßenbahn in Hamburg einführte. 1889 gab es insgesamt 457 Pferdebahnwagen und 19 Lokomotiven. Am 6. Mai 1890 wurde feierlich die letzte innerstädtische Pferdeomnibuslinie verabschiedet.
Das Pferdebahnnetz expandierte in den folgenden Jahren weiter. Bis auf das Jahr 1889 gab es in jedem Jahr mindestens eine neue Strecke mehr. Die letzte Strecke, die als reine Pferdebahnstrecke eröffnet wurde, war am 24. Juli 1894 die durch die "Liebermannstraße". Weiter zu Gleis 8.1-94.21 - Die Entwicklung der Hamburger Straßenbahn von 1894 bis 1921 Zurück zum Anfang Alle Inhalte dieser Internetpräsenz sind © Karsten Leiding. Das Kopieren ist nicht gestattet!
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