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Gleismannsbahnhof Gleis 10.3.2Die S-Bahn-"Geisterhaltestelle" Kreuzweg in Hamburg-Altona (U + U -> S) |
1. VorwortEine für Hamburg ungewöhnliche Haltestelle war die Haltestelle „Kreuzweg“, die im Zuge des Umbaus der Bahnanlagen ab dem Ende des 19. Jahrhunderts entstand. Sie wurde geplant und gebaut, aber nie eröffnet! Die Spurensuche nach diesem kuriosen Kapitel der S-Bahn in Hamburg gestaltet sich schwierig, da es kaum Quellen gibt und viele Sachen gemutmaßt werden müssen. Daher sind die folgenden Aussagen mit Vorbehalt zu lesen. Die Quellen meiner Ausführungen sind am Ende des Textes aufgelistet; im Text sind sie in Klammern () gesetzt. Falls Sie weitere verläßliche Quellen und Infos für mich haben und mir diese zukommen lassen könnten, würde ich mich sehr darüber freuen! Zurück zum Anfang
2. Die Lage der HaltestelleDie Haltestelle "Kreuzweg" lag zwischen den Bahnhöfen „Holstenstraße“ und „Altona“ (an der heutigen Linie S 2) etwa dort, wo sich die Strecken der S 3 (Altona – Diebsteich) und die S 2 sowie die Güterstrecke von Bahrenfeld nach Langenfelde berühren. In einem Zitat aus (3) auf Seite 38 steht: „Der Bahnhof Altona ist wichtiger Geschäftsmittelpunkt, sollte aber auch für den nördlichen Wohnbereich eine zusätzliche Haltestelle mit dem Namen ´Kreuzweg´ erhalten“. Nach Darstellung auf einer Karte von 1901 in (1) lag die Haltestelle in unbebautem Gebiet. Der namensgebende „Kreuzweg“ (heute Teil der „Stresemannstraße“) befand sich gut 200 bis 250 Meter nördlich. Die Bezeichnung „Kreuzweg“ paßte aber auch gut auf die Lage der Haltestelle, da sich hier mehrere Bahnstrecken auf zwei verschiedenen Ebenen kreuzten bzw. berührten.
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3. Das Aussehen der HaltestelleEs entstand ein zweistöckiges Empfangsgebäude aus Backstein, das jedoch anscheinend keinerlei besondere Verzierungen aufwies. Es lehnte sich seitlich an den Bahndamm an. Ein Fußgängertunnel verlief unter dem Verbindungsgleis Bahrenfeld - Langenfelde und dem nach Altona führenden S–Bahngleis zu einem verschnörkelt verglasten Treppenhaus, das zwischen den beiden Streckengleisen stand und etwas an ein Gewächshaus erinnerte. Ein Mittelbahnsteig war zwar vorgesehen, aber nicht vorhanden. Die Gleise waren jedoch weit genug auseinandergezogen, um einen Bau ohne Probleme zu ermöglichen. Gleisseitig war um die Jahrhundertwende keine Beschriftung an den Gebäuden zu erkennen. Rechts neben dem S–Bahngleis zum Hamburger Hauptbahnhof befand sich ein Tunnelmund der Fernbahn, der immer noch existiert. So ist eine ungefähre Lokalisierung der Lage der ehemaligen Haltestelle auch heute noch gut möglich. Wann das Haltestellenensemble genau erbaut wurde, weiß ich leider nicht. Wenn man aber die Fertigstellung des Altonaer Hauptbahnhofs 1898 als Schlußpunkt der Bautätigkeiten an den Bahnanlagen in Altona ansieht, wird „Kreuzweg“ im Jahre 1898 bereits vorhanden gewesen sein.
Warum die Haltestelle trotz Errichtung nicht ihrer Bestimmung übergeben wurde, ist zur Zeit unbekannt. Sie teilte somit das Schicksal der Haltestelle „Beimoor“ der Walddörferbahn (heute Teil der U–Bahnlinie U1), die auch errichtet wurde, aber nicht in Betrieb ging. Zumindest kamen an „Kreuzweg“ Züge vorbei. Bei der Haltestelle befand sich ab etwa 1907 ein Einspeisepunkt der elektrisch betriebenen Wechselstrom–S–Bahn, der bis 1954 / 1955 existierte; außerdem gab es eine Blockstelle aus Backstein mit dem Namen „Kreuzweg“, die auf der Fläche des Mittelbahnsteigs stand. Von wann bis wann diese Blockstelle existierte, weiß ich nicht. Im April 1961 war sie, auf einem Foto von (1), jedenfalls vorhanden. Um 1930 wurde der namensgebende „Kreuzweg“ in „Karl–Marx–Straße“ geändert und nach dem Zweiten Weltkrieg in „Stresemannstraße“. Ob die Umbezeichnungen für die Haltestelle eine Rolle gespielt haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Unterhalb der Verbindungskurve von Bahrenfeld nach Langenfelde entstand (wann?) der normalspurige Güterbahnhof „Kohlentwiete“ in einem Rechtsbogen, der sich an den Fuß des Bahndamms anschmiegte. Nach einer Karte von 1901 in (1) führte die noch gleislose Rampe von Norden direkt auf das Empfangsgebäude zu. Es scheint aber trotz des erfolgten Baus des Güterbahnhofs nicht abgerissen worden zu sein, da es in den 1950er Jahren laut (4) noch existierte. Zurück zum Anfang
4. Neue Nutzung?In den 1950er Jahren gab es Planungen, den alten Bahnhof „Altona“ der AKN am Kaltenkircher Platz durch eine andere, bessere Anbindung zu ersetzen. Neben dem Anschluß an die S–Bahn in Holstenstraße und die Einführung der AKN in den Fernbahnhofsteil von Altona wurde auch die Alternative untersucht, die AKN westlich der Haltestelle „Kreuzweg“ in einem neuen Kopfbahnhofsteil auf der Fläche neben dem Güterbahnhof „Kohlentwiete“ enden zu lassen. Zu dieser Zeit wurde das Empfangsgebäude als mechanische Werkstatt genutzt, also existierte es zu diesem Zeitpunkt noch. Zitat dazu aus (4): "Gutachten für die AKN 1953 / 1954 zur Einführungsmöglichkeit ihrer Züge in das Gleisnetz der DB (...) c)2) Benutzung des Bahrenfelder Gleises im eingleisigen Betrieb bis zu einem noch einzurichtenden Haltepunkt Altona-Kreuzweg als Gemeinschaftshaltepunkt für S-Bahn und AKN." Durchgesetzt hat sich bekanntlich die Anbindung der AKN an die S–Bahn in Eidelstedt, so daß die Haltestelle „Kreuzweg“ weiterhin in ihrem Dornröschenschlaf verblieb.
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5. Der AbrißDer Bau der City–S–Bahn hatte auf die Altonaer Bahnanlagen bekanntlich erheblichen Einfluß. Das Empfangsgebäude in Altona nebst seinen fünf Hallen wurde abgerissen, und auch die Bahnanlagen am „Kreuzweg“ waren der neuen S–Bahnverbindung von Altona zum Diebsteich im Weg. Zudem ist es möglich, daß der Damm der Verbindungskurve von Bahrenfeld nach Langenfelde verbreitert worden war (dort lagen eine Zeitlang zwei Gleise, eines davon war sogar mit einer Stromschiene ausgerüstet, so daß S-Bahnzüge von Bahrenfeld direkt nach Holstenstraße geführt werden konnten!), so daß vielleicht das Empfangsgebäude im Weg war. Wann genau die Gebäude und der Verbindungstunnel abgerissen wurden, ist nicht bekannt. Ein Luftbild aus dem Sommer 1978 in (5) zeigt jedenfalls, daß die Gebäude nicht mehr vorhanden waren, lediglich die Fläche des Mittelbahnsteigs war noch erkennbar.
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6. SpurenÜberreste der ehemaligen Haltestelle sind heute nicht mehr auffindbar. Lediglich der etwas breitere Bahndamm nördlich des Verlaufs der S 2 von Altona nach Holstenstraße von der Stelle des ehemaligen Empfangsgebäudes bis zur Überquerung der Streckengleise von / nach Kiel und ein sich daran anschließender, ungenutzter Widerlager aus Beton künden noch von der ehemaligen Haltestelle. Der Güterbahnhof „Kohlentwiete“ existiert inzwischen auch nicht mehr; auf einem Luftbild von 1993 in (1) sind noch Gleise zu erkennen. Das Gelände vor der ehemaligen Haltestelle „Kreuzweg“ gehört einem Warengroßmarkt und ist heute zuasphaltiert. Zurück zum Anfang
7. Quellen + Links
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Erstellt seit dem: 06. September 2008
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