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Gleismannsbahnhof Gleis 13.N

Stillgelegt: Die Bahnstrecke Bergedorf - Zollenspieker

Inhaltsverzeichnis

 

 

1. Eröffnung und Betrieb

2. Haltestellen

3. Stillegung und heutiger Zustand

Das Schnell- und Regionalnetz des HVV mit der stillgelegten Strecke N: Bergedorf - Zollenspieker.


1. Eröffnung und Betrieb

Diese Bahnstrecke schloß in *Bergedorf Süd an die seit 1906 bestehende Strecke nach Geesthacht der "Bergedorf - Geesthachter Eisenbahn AG (BGE)" an und wurde auch durch sie erbaut und betrieben. Der Bau begann am 25. März 1911, nachdem jahrelang um die Einrichtung einer Bahn zum Zollenspieker gerungen worden war. Die "Hamburg - Berliner Bahn" und die "Bergedorf - Geesthachter Bahn" berührten die Vier- und Marschlande nur, wenn überhaupt, an deren nördlichen Ende. Eine direkte Erschließung ergab sich dadurch nicht. Der Plan des Bergedorfer Bürgermeisters Dr. Ernst Mantius aus den 1880er Jahren, eine Schmalspurbahn von Bergedorf nach Kirchwerder zu errichten, wurde nicht ausgeführt. So setzte sich der Hamburger Rechtsanwalt Dr. Guido Möhring mit einem Gesuch an den Hamburger Senat 1906 für ihren Bau ein; schließlich erfolgreich. Die gesamte Strecke wurde am 1. April 1912 für den Personen- und Güterverkehr eröffnet. Eine erste Probefahrt konnte bereits im Oktober 1911 mit geladenen Gästen absolviert werden.

Die Bahnhofsgebäude (bis auf *Zollenspieker Querweg, wo anscheinend kein Gebäude stand) entstanden alle 1912 (*Pollhof und *Kirchwärder - Nord 1912 / 1913) im "Neu - Vierländer - Stil" mit Fachwerk und einem Krüppelwalmdach. Die Gebäude sollten "heimatlich" gebaut werden und "im Äußeren der typischen Alt-Vierländer Bauweise" entsprechen, so daß sie sich gut in die Umgebung einfügen. Dazu wurde ein Wettbewerb unter den Mitgliedern des "Architekten- und Ingenieurvereins Hamburg" ausgeschrieben. In *Zollenspieker stand zusätzlich ein zwischenzeitlich ebenfalls wieder abgerissener Wasserturm sowie ein 1927 gebautes Beamtenwohnhaus. Das Empfangsgebäude als besonderes Schmuckstück sollte für sich allein schon eine Sehenswürdigkeit sein und Ausflugsverkehr anziehen.

Die Spurweite betrug 1.435 mm (Normalspur). Die Strecke hatte den Beinamen "Vierländer Bahn" und wurde auch "Blumen- und Gemüsebahn" genannt. Sie hatte 1913 / 1914 die Kursbuchnummern "51c" (gemeinsam mit der Strecke nach Geesthacht), 1936 "93f" und zuletzt "110d".

Die Bahn sollte vorrangig dem Blumen-, Obst- und Gemüsetransport nach Hamburg dienen, jedoch krankte das Vorhaben daran, daß alle Waren in *Bergedorf umgeladen werden mußten. Die unbefestigten Wege in den Vier- und Marschlanden erschwerten das Heranführen der Waren von den Feldern zu den Ladestellen der Bahn. So blieben die Wasserwege die Hauptabfuhrmöglichkeiten. Viele Hamburger konnten mit der "Vierländer Bahn" dagegen bequem an Sonn- und Feiertagen in die grüne Oase am Elbdeich fahren und frequentierten die Vierländer Bahn entsprechend. Der Erste Weltkrieg und die anschließende Weltwirtschaftskrise änderten an den unerfreulichen Tatsachen des Umladens nichts, sie verschlimmerten sie dagegen noch mehr. Auch fielen nun die Ausflugsfahrten weg.

Der Fahrplan von 1913 / 1914 wies für die Richtung *Bergedorf Staatsbahnhof - *Zollenspieker täglich elf Züge aus und für die Gegenrichtung zehn. Der erste Zug nach *Zollenspieker begann erst in *Bergedorf Süd. Sonntags verkehrte der letzte Zug ab *Bergedorf erst um 0.31 Uhr und ab *Zollenspieker gar erst um 1.04 Uhr! Die Fahrt auf der Gesamtstrecke dauerte in der Regel etwa 28 Minuten.

In den 1920er Jahren wurden viele der unbefestigten Wege in den Vier- und Marschlanden durch den Hamburger Staat geteert bzw. asphaltiert, und der Lastkraftwagen kam auf. So erwuchs der "Vierländer Bahn" bald ein weiterer starker Konkurrent.

Ab dem 12. Mai 1921 konnte man von *Zollenspieker aus mit der neu eröffneten "Hamburger Marschbahn nach Geesthacht fahren und ab 1927 auch nach Billwerder Moorfleet. Der Bahnhof wurde dementsprechend ausgebaut und hatte bis zu fünf nebeneinander liegende Gleise zu bieten.

Im Fahrplan 1929 / 1930 verkehrten werktags und sonntags jeweils sieben Züge. Die erste und die letzte Fahrt begann erst / endete bereits in *Bergedorf Süd. Die Fahrt dauerte nun zirka 30 Minuten.

Die Fahrzeuge der "BGE" verkehrten auch auf der "Vierländer Bahn". Das waren unter anderem zweiachsige Dampfloks, die von den Firmen "Hanomag", "Borsig" oder "Henschel" stammten, sowie Wagen aus dem Bestand der "BGE" (das waren insgesamt 20 Personen- und 53 Güterwagen). Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 40 km/h. 1936 wurden dann neue, rot-gelbe Dieseltriebwagen eingesetzt, die bis zur Betriebseinstellung fuhren. Sie verkürzten die Reisezeit erheblich.

1942 wurde ein sehr dunkles Kapitel der Vierländer Bahn aufgeschlagen, als südlich des Bahnhofs *Neuengamme ein Verbindungsgleis entlang des "Feldstegels" zum KZ Neuengamme erbaut wurde. Hier wurden Häftlinge befördert und produzierte Güter aus dem KZ transportiert. Nach Kriegsende 1945 diente das KZ der Internierung von Kriegsgefangenen.

Im November 1943 gab es werktags hin sieben / zurück acht und sonntags sechs Fahrten. Die Fahrtzeit betrug nun 21 Minuten.

Der letzte Fahrplan von 1952 wies werktags noch sieben beziehungsweise sechs Züge aus, sonntags dagegen nur noch vier in beiden Richtungen. Einige Züge hatten sowohl die zweite als auch die dritte Wagenklasse, andere nur die dritte. Als Besonderheiten fuhr der erste Zug zum *Zollenspieker wieder erst ab *Bergedorf Süd, und der letzte Zug werktags ab *Zollenspieker ließ die Halte *Zollenspieker Querweg, *Pollhof und *Bergedorf Süd aus.

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2. Haltestellen

Symbol für eine stillgelegte Haltestelle *Bergedorf Staatsbahnhof (km 0,0) / Bergedorf Reichsbahnhof / Hamburg - Bergedorf, Anschluß an Gleis 13.L und Bahnhof der heutigen Linie S 2. Bahnhof der heutigen Linie S 21. Bahnhof der heutigen Linie R20.
Symbol für eine stillgelegte Haltestelle *Bergedorf Süd (km 1,6), Anschluß an die Strecke Bergedorf - Geesthacht - Krümmel.
Symbol für eine stillgelegte Haltestelle *Pollhof (km 3,4)
Symbol für eine stillgelegte Haltestelle *Curslack - Neuengamme (km 6,2)
Symbol für eine stillgelegte Haltestelle *Kirchwärder Nord (km 9,3)
Symbol für eine stillgelegte Haltestelle *Zollenspieker Querweg (km 11,3), Anschluß an die Strecke Billbrook - Geesthacht.
Symbol für eine stillgelegte Haltestelle *Zollenspieker (km 12,4), Anschluß an die Strecke Billbrook - Geesthacht.

Kartenausschnitt einer Topographischen Karte von 1928 mit dem Verlauf der ehemaligen Strecke von Bergedorf Süd nach Zollenspieker.
Karte von 1928 mit dem Verlauf der Vierländer Bahn. Die bedienten Orte sind rot unterstrichen.

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3. Stillegung und heutiger Zustand

Der Personenverkehr wurde bereits am 16. Mai 1953 auf der Gesamtstrecke eingestellt. Der Güterverkehr zwischen *Zollenspieker und *Pollhof folgte am 27. Mai 1961. Lediglich zwischen *Bergedorf Süd und *Pollhof gab es noch etwas Güterverkehr, da ab *Pollhof entgegen der Fahrtrichtung ein Obstlager angeschlossen war, welches weiterhin die Güter mit der Bahn versandte. Der Bau der "Marschenautobahn (A 25)" war dann der Anlaß, diesen Restbetrieb zum 28. Mai 1978 einzustellen. Die Bahnstrecke der "Vierländer Bahn" war übrigens die einzige in der Auflistung von Gleis 13, die sich komplett auf Hamburger Boden befand.

Die Gleise wurden fast komplett abgebaut; ein letzter Rest ist zwischen der "Bergedorf - Geesthachter Bahn" und der "Marschenautobahn" sowie dem Gelände des Obstlagers noch liegengelieben. Der Bahndamm ist aber noch vorhanden und als Radwanderweg und teilweise als Straße befahrbar. Auch sind fast alle Bahnhofsgebäude (bis auf das in Zollenspieker, welches 1972 abgerissen wurde) noch erhalten und werden zumeist als Restaurants genutzt. Das ehemalige KZ Neuengamme ist als Gedenkstätte der Öffentlichkeit zugänglich. Einige Gleise wurden dabei wieder aufgebaut sowie ein Güterwagen aufgestellt, die neben den anderen Objekten in der Gedenkstätte an die Schreckensherrschaft des Dritten Reichs und die Greueltaten im ehemaligen KZ erinnern.

Karte aus den 1970er Jahren.
Karte aus den 1970er Jahren mit dem Rest der Vierländer Bahn von *Bergedorf Süd zum *Pollhof.

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4. Zur Fotoseite

Zur Fotoseite (folgt).

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5. Umsteigen ...

... in *Bergedorf Süd zur Strecke "L", Strecke *Bergedorf Staatsbahnhof - Geesthacht

... in *Zollenspieker zur Strecke "M", Strecke Billbrook - Geesthacht.

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6. Quellen + Links

  • Broschüre - Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland; Hamburg - Inventar: Bezirk Bergedorf; Stadtteilreihe 6.1 / Helga Schmal: "Vier- und Marschlande", Christians - Verlag Hamburg 1986.
  • Broschüre - Günter Weigt: "RailTrails Nord - Die schönsten Radwege auf ehemaligen Bahntrassen in Norddeutschland", Bruckmann - Verlag GmbH München 2010.
  • www - Ein Wiki über die Vierländer Bahn.
  • www - Ein Artikel über die Vierländer und Hamburger Marschbahn des Bergedorfer Bürgervereins.
  • www - Auf der Site Bahntrassenradeln.de von Achim Bartoschek gibt es ausführliche Informationen und Bilder zur Vierländer Bahn.
  • www - Die Internetseite von Kai Wüstermann zeigt ebenfalls Bilder einer Radtour auf der Vierländer Bahn.

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Erstellt seit dem: 04. Mai 2012
Online seit dem: 17. Juni 2012
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