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Gleismannsbahnhof Gleis 13.MStillgelegt: Die Bahnstrecke Billbrook - Geesthacht"Hamburger Marschbahn" |
1. Eröffnung und BetriebBereits mit den Planungen zur Billwerder Industriebahn Anfang des 20. Jahrhunderts gab es Pläne, in den Vier- und Marschlanden neben der "Vierländer Bahn" eine sogenannte "Vierländer Querbahn" zu erbauen. Die 1912 eröffnete "Vierländer Bahn" zeigte, daß Eisenbahnen dafür geeignet waren, die landwirtschaftlich geprägte Gegend nördlich der Elbe zu erschließen und dort Menschen und Güter zu transportieren. So wurde beispielsweise 1913 (ein Jahr nach der Inbetriebnahme der "Vierländer Bahn") ein Plan veröffentlicht (siehe auch die Skizze unten), der zwei zur "Vierländer Bahn" querlaufende Strecken zeigte, die im Westen (*Ochsenwerder beziehungsweise *Moorfleet) und im Osten (*Elbdeich) zusammenliefen. Zudem sollten die Hamburger Markthallen mit dieser Bahn erreicht werden (auf dem Plan nicht eingezeichnet). Daneben gab es noch Eckverbindungen bei *Billwerder Moorfleet zur "Hamburg - Berliner Bahn", bei Curslack zur "Vierländer Bahn" und bei Besenhorst zur "Bergedorf - Geesthachter Bahn", die jedoch sämtlich nicht realisiert wurden. Ein Werbeplakat der "BGE" von 1914 zeigt die in Betrieb befindlichen Strecken von Bergedorf nach Zollenspieker und nach Geesthacht sowie eine geplante Strecke von Geesthacht über Altengamme und Neuengamme, die bei Curslack in die Vierländer Bahn Richtung Bergedorf einfädelt, also ein Stück der "Nordtrasse".
Der Erste Weltkrieg verhinderte dann die Realisierung dieser Pläne. Erst nach dessen Ende konnten die Planungen wieder aufgenommen werden. Die "BGE" schlug 1918 den Bau zunächst der "Südtrasse" vor, der am 17. Dezember 1919 vom Hamburger Senat genehmigt wurde. Ab *Geesthacht kommend, wurde die Strecke ziemlich parallel entlang der Elbe im Abstand von 1 bis 2 Kilometern in Richtung Westen und Süden gebaut. Der erste Abschnitt von *Geesthacht bis *Fünfhausen konnte dann am 12. Mai 1921 für den Personen- und den Güterverkehr eröffnet werden; die vorherrschende Inflationszeit verhinderte einen schnelleren Baufortschritt. Der Abschnitt mindestens zwischen *Geesthacht und *Zollenspieker galt später als "totgeborenes Kind"; er diente aber in erster Linie dazu, Menschen ohne Arbeit eine Zeitlang zu beschäftigen. In *Zollenspieker benutzte die "Marschbahn" den bestehenden Bahnhof der "Vierländer Bahn" mit, bei dem sie, ähnlich wie die Hamburger S-Bahn in Blankenese, Kopf machen mußte.
Die wirtschaftliche Entwicklung in den 1920er Jahren verlangsamte den Weiterbau nach *Billbrook. Ebenso wurde von den Plänen der "Nordtrasse" über Curslack endgültig Abstand genommen. Erst am 1. April 1923, also fast zwei Jahre nach der ersten Streckeneröffnung, konnte die Bahn weiter bis *Ochsenwerder verkehren. Weiter ging es am 15. Mai 1926 bis *Spadenland und am 12. Mai 1927 bis *Moorfleet, jeweils für den Personen- und Güterverkehr. Der Kreuzungspunkt mit der "Hamburg - Berliner Bahn" in *Billwerder - Moorfleet erfolgte gar erst am 12. November 1927 mit dem letzten Teilstück *Moorfleet - *Billbrook. Hier in *Billbrook wurde ein Anschluß an die bereits 1907 eröffnete "Billwerder Industriebahn" geschaffen, zudem führte die "Südstormarnsche Kreisbahn einen Personenverkehr zwischen *Tiefstack und Glinde / Trittau durch; die Hamburger Marschbahn ergänzte das Zugangebot zwischen *Tiefstack und *Billbrook. Es gab 1921 auch Planungen, die "Marschbahn" bis nach Rothenburgsort weiterzuführen, da ab hier die Hochbahnstrecke zum Hauptbahnhof führte (siehe auch unter Rothenburgsorter Hochbahn - Das Projekt der Billbrooklinie). Diese Planung war bei der Eröffnung des letzten Teilstücks der "Hamburger Marschbahn" 1927 aber längst vom Tisch. Die Spurweite der Bahn betrug 1.435 mm (Normalspur). Die Kursbuchnummer lautete 1936 "93 d" und 1943 "110 e". Die Strecke hatte den Spitznamen "Hamburger Marschbahn" (nicht zu verwechseln mit der "Marschbahn" von Hamburg nach Westerland). Die Streckenlänge betrug von *Tiefstack bis *Geesthacht rund 39 Kilometer (die ersten Kilometer in Billbrook gehörten dabei zur "Billbrooker Industriebahn"). Die Strecke gehörte zunächst dem Hamburger Staat, der sie auch errichten ließ. Die Betriebsführung oblag der "BGE". Die "Hamburger Marschbahn" verkehrte auf einem Bahndamm und kreuzte sämtliche Straßen ebenerdig. Nur für die drei Überquerungen im Westteil der Strecke wurden große Brücken notwendig, die den schnellen Weiterbau der Strecke verzögerten, da hierfür Neuplanungen und Umbauten an den bestehenden Anlagen notwendig waren. Das waren die Brücken über die "Dove Elbe" östlich der Tatenberger Schleuse (eine Kastenbrücke, die direkt hinter dem Bahnübergang "Tatenberger Deich" begann; vor dem Übergang befand sich der Bahnhof *Tatenberg) sowie über die heutige "Andreas - Meyer - Straße" und die Bahnstrecke nach Berlin bei *Billwerder - Moorfleet (diese Brücke war 17 Meter breit und insgesamt 260 Meter lang und bestand aus fünf unterschiedlich großen Teilen, darunter zwei kleine und zwei große Bögen). Zwischen den drei Brücken lag die Strecke auf einem hohen Damm, der relativ parallel zur heutigen Straße "Brennerhof" lag. Die Bahnhofsbauten wurden als Ziegelrohbauten im Heimatstil ausgeführt, lediglich das Gebäude der Haltestelle *Elbdeich war schon vorher als Fachwerkkate aus dem 19. Jahrhundert vorhanden, die vom Hamburger Staat aufgekauft worden war und deren Dach wegen der Brandgefahr durch die Dampflokomotiven neu gedeckt werden mußte. Liste der Bahnhofsgebäude und ihrer Besonderheiten
Die Haltestelle *Moorfleet unterschied sich erheblich zu den meist als Landbahnhöfe ausgestalteten Haltestellen an der Marschbahn dadurch, daß sie zum einen auf einem Damm lag und zum anderen zweigleisig mit Mittelbahnsteig und einem zwischen den Gleisen liegenden Treppenhaus im Stil der "Neuen Sachlichkeit" aus Backstein ausgeführt wurde (ähnlich einer Schnellbahnhaltestelle), nur mit dem Unterschied, daß hier eine Zeitlang nur dreimal am Tag Kleinbahnzüge hielten statt alle zehn Minuten eine Schnellbahn. An der westlichen Seite schloß sich ein im Grundriß quadratisches Bahnhofsgebäude aus Backstein mit Spitzdach und westlichem halbrunden Treppenhaus an. Die Weiterführung über das sogenannte "Marktgleis", das teilweise parallel zur Rothenburgsorter Hochbahn zu den Markthallen am Deichtor verlaufen sollte, wurde nicht gebaut. Dadurch war die "Marschbahn" keineswegs attraktiv genug, um den Güterverkehr in die Vier- und Marschlande anzukurbeln. Zudem kam in den 1920er Jahren der Lastkraftwagen als ernstzunehmende Konkurrenz auf, die Straßen im durchfahrenen Gebiet der Vier- und Marschlande wurden mittlerweile verbessert, und die "Goldenen Zwanziger" neigten sich dem Ende zu, als die "Marschbahn" endlich fertig war; sie wichen der Weltwirtschaftskrise vom Oktober 1929. Auch gab es inzwischen leistungsfähige Buslinien in die Vier- und Marschlande. Ein weiteres Manko der Bahn war, daß sie teilweise fernab der einzelnen Siedlungsschwerpunkte hielt, während der Bus direkt in die Ortschaften fuhr. Die fehlende Anbindung in die Hamburger Innenstadt war auch nicht sonderlich attraktiv. 1930 gab es zumindest eine neue Straßenbahnstrecke (die spätere Linie "19" zum Berliner Tor) ab dem Bahnhof *Billbrook. Der Fahrplan von 1929 / 1930 wies täglich 3 Züge beiden Richtungen aus. Alle Züge verkehrten bis / ab *Tiefstack. Die Fahrtzeit betrug etwa 105 Minuten. 1938 fuhren täglich im Schnitt 1.445 Menschen auf der "Hamburger Marschbahn". 1942 erfolgte die Fusion der "Hamburger Marschbahn" mit der "Bergedorf - Geesthachter Eisenbahn (BGE)", die schon vorher den Betrieb durchgeführt hatte. Der Fahrplan ab dem 4. Mai 1942 zeigt ein ziemlich unstetes Zugangebot auf der Hamburger Marschbahn. Ich habe nachfolgend einmal alle Fahrten ab *Billwerder - Moorfleet aufgelistet, von wo die "Marschbahn" startete; der Abschnitt bis *Billbrook wurde nicht von Personenzügen befahren. Ab wann diese Maßnahme eingeführt wurde, ist nicht bekannt.
sowie werktags eine Fahrt von *Fünfhausen nach *Düneberg. Sonntags herrschte also Betriebsruhe zwischen *Altengamme und *Düneberg. Es gibt in diesem Fahrplan keine Fahrt von oder bis Geesthacht, man mußte in *Düneberg auf den Zug von Bergedorf warten! Das wurde erst zum 17. Mai 1943 wieder geändert. An dem Fahrtenangebot änderte sich in den folgenden drei Fahrplänen nur wenig. Lediglich der Haltepunkt *Dove - Elbebrücke war ab dem 17. Mai 1943 nicht mehr verzeichnet und *Brandenmoor zeitgleich war kein Bedarfshalt mehr, sondern eine feste Haltestelle. Alle verkehrenden Personenzüge wiesen nur die dritte Wagenklasse auf. Die "Hamburger Marschbahn" wurde während des Zweiten Weltkriegs als Ausweichstrecke für Munitionszüge benutzt und war auch von Anfang an für diesen Zweck vorgesehen gewesen. Zurück zum Anfang
2. Haltestellen(aus dem Fahrplan von 1942)
*Geesthacht (km 0,0), Anschluß an die Strecke Bergedorf - Geesthacht - Krümmel.
1) : Haltestelle der Billwerder Industriebahn / Südstormarnschen Kreisbahn, die 1942 nicht von der Hamburger Marschbahn bedient wurde; daher ist hier keine Kilometerangabe möglich. - Die Strecke von *Geesthacht nach *Zollenspieker hatte die bahninterne Streckennummer "10890" und ab *Zollenspieker bis *Tiefstack "10880". Zurück zum Anfang
3. Stillegung und heutiger ZustandDer Verkehr direkt nach dem Zweiten Weltkrieg beschränkte sich vermutlich auf die typischen Hamsterfahrten und wenige reguläre Züge, die aber keinesfalls wirtschaftlich waren. Ob *Tiefstack noch einmal angefahren wurde oder ob *Billwerder - Moorfleet bis zum Ende des Betriebs Endstation blieb, kann ich nicht sagen. 1951 wurden im Tagesschnitt nur 1.265 Personen gezählt. Bereits am 14. Mai 1950 wurde der Abschnitt von *Düneberg bis *Fünfhausen für den Personenverkehr stillgelegt. Am 1. März 1952 folgte dann der Restabschnitt bis *Billwerder - Moorfleet für den restlichen Personen- und den gesamten Güterverkehr. Andere Quellen sprechen von 1955 als Stillegungsjahr für den Güterverkehr. Der Bahnhof *Zollenspieker behielt durch die dort noch verkehrende "Vierländer Bahn" den Personenverkehr bis zum 17. Mai 1953 und den Güterverkehr gar bis zum 27. Mai 1961.
Die Bahnhofsgebäude sind, bis auf *Zollenspieker, das eigentlich zur "Vierländer Bahn" gehörte, schon etwa zehn Jahre vorher entstand und 1972 leider abgerissen wurde, noch fast alle erhalten (bis auf *Moorfleet), auch der Bahndamm ist heute größtenteils noch vorhanden und dient heute als Radweg. Der Damm ist auch als "Marschbahndamm" in den Stadtplänen zu finden. Lediglich im Bereich "Horster Damm" fehlt der Bahndamm aus unerklärlichen Gründen auf eine längere Entfernung. Auch im Bereich der Besenhorster Sandberge ist die ehemalige Trasse teilweise nicht wiederzufinden. Die Brücken im Westabschnitt wurden zu unterschiedlichen Zeiten abgebaut, außerdem wurde der Bahndamm in den Bereichen des Autobahnkreuzes "Südost" der A 1 und der A 25 sowie des Ring 2 in Höhe der "Andreas - Meyer - Straße" und entlang des "Unteren Landwegs" auf längeren Abschnitten geschliffen. Reste der Brücke über die Dove - Elbe existieren noch: zwei Brückenwiderlager und drei Pfeiler. In den beiden Widerlagern als auch im mittleren und südlichen Pfeiler sind Löcher zu sehen, die vermutlich dem Einfüllen von Sprengstoff dienen sollten. Die Überreste der Haltestelle *Moorfleet wie die Wand zur Straße mitsamt der Zugangstür und dem Treppengebäude auf der Bahnsteigebene waren im August 1992 noch vorhanden und wurden im Laufe der 1990er Jahre abgerissen, das dazugehörige Empfangsgebäude war allerdings schon lange vorher verschwunden. So war die Haltestelle Zeit ihres Bestehens länger außer Betrieb als in Benutzung. Zuletzt soll in den Räumen unterhalb der Gleisebene ein Autohändler oder eine Autowerkstatt Geschäftsräume gehabt haben. Das südliche Brückenwiderlager existierte noch längere Zeit, bis zirka 2002 / 2003. Die Brücken über die "Andreas - Meyer - Straße" existierten vermutlich bis in die 1970er Jahre, möglicherweise bis 1976 (siehe unten). Später wurde die östliche Seite des Bahndamms zusammengeschoben und das zu der Zeit dort noch vorhandene Gleis bekam eine neue Lage, sprich: es wurde von der Dammkrone geschoben und blieb so schief liegen. Mittlerweile sind dort aber bis auf etwa 10 - 12 verstreut liegende Betonschwellen und ein paar Schottersteine alle Spuren einer Eisenbahn verschwunden.
Die Brücke über die Fernbahn bei *Billwerder - Moorfleet blieb noch längere Zeit für den Güterverkehr in Betrieb, da über sie und zwei Spitzkehren die Industriebetriebe an der "Andreas - Meyer - Straße" / "Halskestraße" erreicht werden konnten. Der bereits im Jahre 1924 fertiggestellte "Schibli - Tunnel" wurde erst 1976 für den Zugverkehr freigegeben. Er sollte eigentlich die Verbindung zwischen der "Billwerder Industriebahn" zur "Hamburg - Berliner Bahn" sicherstellen, wenn der Rangierbahnhof Billwerder fertiggestellt sein würde und dadurch die bisherige Verbindung unterbrochen worden wäre. Der Rangierbahnhof wurde aber nie fertiggestellt und so der Schiblitunnel nie eröffnet. Da die ehemalige Marschbahnbrücke aber in die Jahre gekommen war und zuletzt durch Poller auf der Straßenzufahrt vor schweren LKW geschützt wurde, wurde der Tunnel fertiggestellt und die bisherige Brücke zeitgleich mit der Eröffnung des Tunnels 1976 stillgelegt (vermutlich zusammen mit der Brücke über die "Andreas - Meyer - Straße"). 1980 war diese Brücke, die gleichzeitig ein Gleis (westliche Seite) und eine zweispurige Straßenfahrbahn (östliche Seite) trug, noch vorhanden, aber für beide gesperrt. Zu der Brücke habe ich noch eine bemerkenswerte Notiz gefunden, nämlich: "... dass kurz vor Kriegsende geplant wurde, auch die 265 m lange Marschbahnbrücke über den nördlichen Teil des unvollendeten Rangierbahnhofs Billwerder so zu sprengen, dass sie im Winkel von 45 Grad auf der Ostseite der Pfeiler eine Sperre bildete. Das Vorhaben wurde aber zum Glück nicht mehr ausgeführt." (aus: "Die Hamburger Rangier- und Güterbahnhöfe" von Benno Wiesmüller und Dierk Lawrenz, Eisenbahn - Kurier-Verlag 2009, Seite 33 rechte Spalte). Im Bereich Billbrook blieben einige Meter Gleis erhalten, so auch das Streckengleis entlang der "Liebigstraße" und des "Unteren Landwegs", das von Zügen nach Glinde benutzt wird, da das direkte Streckengleis entlang der "Berzeliusstraße" nicht mehr existiert. Das Gleis in Richtung *Billwerder - Moorfleet blieb unbenutzt liegen und wuchs mittlerweile zu. Zurück zum Anfang
4. Zur FotoseiteZur Fotoseite 1: Moorfleet / Billwerder - Moorfleet Mai 2012. Zurück zum Anfang
5. Umsteigen ...... in *Geesthacht und *Düneberg zur Strecke "L", Strecke Bergedorf Staatsbahnhof - *Geesthacht ... in *Zollenspieker zur Strecke "N", Strecke Bergedorf Staatsbahnhof - *Zollenspieker. Zurück zum Anfang
6. Quellen + Links
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Erstellt seit dem: 04. Mai 2012
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