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Gleis 2.10: Die Wagenhalle in Billwerder - Ausschlag |
Bereits 1913 war von der HHA geplant, die Haupt - Betriebswerkstatt der Hochbahn in Barmbek durch einen Neubau zu entlasten, da diese aus allen Nähten platzte. Konkret sollten neue Fahrzeuge beschafft werden für einen Netzausbau. Dafür reichte der Betriebshof Barmbek aber nicht mehr aus und es wurden mehrere neue Betriebshöfe geplant. Tatsächlich gebaut wurden dann die Betriebshöfe am Stadtpark (noch heute vorhanden, wenn auch in geringerem Umfang als in den 1930er Jahren) und in Rothenburgsort (im nachfolgenden "Billwerder - Ausschlag" genannt). Nicht zuletzt dürfte der betriebliche Aspekt für diesen Standort gesprochen haben: wurden die Züge der beiden Zweigstrecken nach "Hellkamp" und Rothenburgsort in den Hauptverkehrszeiten durchgebunden, so waren die Züge dafür zu verlängern und in der Anzahl aufzustocken. Die entsprechenden Fahrzeuge mußten dafür aufwendig jeweils aus "Barmbek" herangeführt werden, denn an beiden Zweigstrecken gab es kaum Abstellkapazitäten. Mit einem Betriebshof in Rothenburgsort konnte man dagegen nicht nur den Ring gleichmäßiger mit Fahrzeugen versorgen, sondern eben auch der Zweiglinie die nötigen Fahrzeuge zuführen, um die Zugfahrten zunächst bis Langenhorn bzw. später bis "Hellkamp" zu verlängern. Die Genehmigung für den Bau in Billwerder wurde immer wieder verschoben, da, wie oben aufgeführt, in dem geplanten Bereich unter anderem ein Endbahnhof der Kleinbahnen und ein Verschubbahnhof entstehen sollten. Am 04. Oktober 1922 bewilligte die Hamburger Bürgerschaft schließlich den Bau der Halle und eine anteilige Übernahme der Baukosten in Höhe von 30 Millionen Mark. Durch den Bau war der Hamburger Senat von der Auflage entbunden, einen geplanten Betriebsbahnhof an der Langenhorner Bahn in "Ochsenzoll" zu errichten. Die wirtschaftliche Situation ließ jedoch den Baubeginn nicht zu. Im April 1923 wurde der Bau zunächst zurückgestellt. Nach dem Ende der Inflation, dem Ende der Planungen der Billbrooklinie und der Wiederaufnahme des Betriebs auf der Zweiglinie sowie der Genehmigung des Hamburger Staates wurde ab dem Frühjahr 1924 neben der bereits vorhandenen Trasse der Berliner Bahn Richtung "Tiefstack" eine neungleisige Wagenhalle gebaut, die ca. 750 - 800 Meter von der Haltestelle Rothenburgsort entfernt stand. Nach verschiedenen Quellen soll die Halle bereits im Jahre 1923 fertiggestellt gewesen und / oder in zwei Etappen erbaut worden sein.
Das nördliche und das südliche Kehrgleis hinter der Haltestelle Rothenburgsort wurden zu einer zweigleisigen Zufahrt zur Halle ausgebaut, während das mittlere Kehrgleis erhalten blieb. Für die Zufahrt wurde der bereits vorhandene Damm für die geplante Billbrooklinie, der wahrscheinlich 1921 entstand, genutzt. Die Halle war aus Backstein errichtet und bestand aus zwei je viergleisigen Hallen mit Tonnendach und Oberlichtern, die durch einen Zwischenbau, der das mittlere Gleis überdachte, ein Spitzdach mit Fenstern hatte und 5,20 Meter breit war, verbunden waren. Der Zwischenbau war zur nördlichen Halle hin nur durch Stützen getrennt, zur südlichen Halle jedoch durch eine Wand mit Durchlässen. Die Gleise in den beiden großen Hallen lagen jeweils 4 Meter auseinander. Alle 9 Gleise endeten stumpf an der Rückwand. Im Innern war die Halle (Wände und Stützpfeiler) hell (weiß?) gestrichen; die Außenwände waren unterhalb der Fenster dunkel (grau?). Dahinter war ein Anbau für das Personal sowie ein Lager angeordnet. Der Anbau bestand aus drei Teilen: die beiden äußeren Gebäude waren dreigeschossig, während der Mittelbau zweigeschossig war. Von der Rückseite wirkte der ganze Komplex ein wenig wie ein Kopfbahnhof. Der Komplex erstreckte sich bis zur Brücke der Vorortbahn nach Bergedorf - Berlin über die Güterumgehungsbahn. An den Anbau schloß sich ein Vorplatz an, der eine Zufahrt von der parallel zur Hochbahnstrecke führenden "Billstraße" hatte, die rechtwinklig auf die Achse der Bahn zuführte. Die Halle wurde am 05. Januar 1925 in Betrieb genommen. Sie wurde jedoch nicht von der HHA errichtet, sondern vom Hamburger Staat. Bis zur Fertigstellung des Betriebshofes "Stadtpark" 1927 war die Wagenhalle in Billwerder neben den Hauptwerkstätten in Barmbek die einzige Halle im Netz der HHA. Sie wurde als "Betriebsbahnhof Rothenburgsort" bezeichnet und hatte das Kürzel "Bro". In Billwerder wurden die Wagen der Hochbahn abgestellt, während in Barmbek die Staatswagen der Langenhorner und der Walddörferbahn standen. Diese Trennung wurde in den Folgejahren jedoch nicht immer eingehalten. Die gesamte Halle war 178,77 Meter lang und 40,26 Meter breit, die Wagenhalle ohne Anbau maß 165 Meter. Hier war Platz für 108 Wageneinheiten (nördliche Halle 60 Wagen, südliche Halle 48 Wagen), davon sollten 36 Plätze für die Fahrzeuge der Walddörferbahn reserviert werden. Wahrscheinlich südlich der Zufahrtsgleise war eine Waggondrehscheibe mit 10 Metern Durchmesser vorhanden, auf der sich ein Hochbahnwagen drehen ließ. Das war wichtig für die gleichmäßige Abnutzung der Radreifen, außerdem sollten so Züge aus drei oder fünf Wagen gebildet werden können (dazu mußten die Führerstände der Wagen richtig herum stehen), was in der Praxis allerdings wenig angewendet wurde. Wahrscheinlich nördlich der Zufahrtgleise, gegenüber der Drehscheibe, stand ein Stellwerk. Durch die Existenz von zwei unterschiedlichen Gleisplänen für die Wagenhalle ist es schwer, die richtige ehemalige Position zu ermitteln (siehe auch weiter unten). Die Halle wurde nur zum Abstellen der Wagen benutzt. Untersuchungsmöglichkeiten an den Wagen gab es hier zwar (alle Gleise besaßen Untersuchungsgruben), jedoch wurden die Wagen hier nicht, wie ursprünglich vorgesehen, instandgesetzt. Dafür war mittlerweile der Platz an der Haltestelle "Flurstraße" (später "Stadtpark", heute "Saarlandstraße") auserkoren, der näher an der Hauptwerkstätte in Barmbek lag. Die Triebwagen wurden aber sowohl in Stadtpark als auch in Billwerder nach etwa 60.000 Kilometern Laufleistung zur Überholung untersucht. Obwohl die Wagenhalle keinen Anschluß an das Straßenbahnnetz hatte, wurden hier in der Folgezeit 30 Straßenbahnanhänger der Type "A5" und 50 Stück der Type "A7" untergestellt. Sie wurden im Gleislager an der "Flurstraße" auf das Hochbahnnetz gebracht und nach Billwerder befördert. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 gingen sie jedoch wieder auf das Straßenbahnnetz zurück. Im Januar 1938 wurde anscheinend die Wagenhalle für die nächtliche Abstellung von Hochbahnwagen aufgegeben. Im Zweiten Weltkrieg waren im Anbau der Wagenhalle Kriegsgefangene aus verschiedenen Ländern untergebracht, darunter etwa 85 Menschen aus Italien in der Zeit vom Juli bis September 1941. Mindestens im September 1942 wurden hier 100 Kriegsgefangene festgehalten. Es existieren zwei verschiedene Gleispläne der Wagenhalle in Billwerder - Ausschlag, wobei ich leider nicht sagen kann, welcher der Realität entsprach. Ich habe nachfolgend beide wiedergegeben.
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Erstellt seit: Januar 2001
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