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Gleis 13.X - Stillgelegt im HVV-Gebiet: Die Bahnstrecke Bad Oldesloe - Ulzburg |
1. Eröffnung und BetriebDie kleine Stadt Barmstedt wollte noch im Laufe des 19. Jahrhunderts Anschluß an das entstehende Eisenbahnnetz Preußens bekommen. In Aussicht stand die Anbindung mittels der Bahn von Altona nach Kiel, die ab 1842 gebaut und dann 1844 eröffnet wurde. Jedoch wurde die Strecke dann doch durch Elmshorn geführt, da die während der Bauzeit geplante Anbindung Glückstadts von Elmshorn aus besser war als von Barmstedt. So hatten die Barmstedter das Nachsehen. Nun wollten sie zumindest mit Elmshorn verbunden werden, das etwa 10 Kilometer entfernt lag. Die entsprechende Kleinbahnstrecke wurde dann am 15. Juli 1896 feierlich, sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr eröffnet. Ein Bild zeigt die festlich geschmückte und geflaggte Lok samt Zug im ebenfalls geflaggten Bahnhof von Barmstedt, wie sie unter einer Girlande steht, die die Form eines riesigen "A"s hat. Der Bahnsteig ist schwarz von Menschen, vorwiegend in Frack und Anzug. Eigentümer der Bahn war die "Elmshorn - Barmstedter Eisenbahn - Gesellschaft (EBEG ?)". Der erste Fahrplan wies täglich vier Züge in jeder Richtung aus; ein Zug hatte dabei unterschiedliche Fahrzeiten, je nachdem, ob er in der Woche oder am Sonntag verkehrte. In *Barmstedt entstand eine Lokbehandlungsanlage. 1864 bekam *Oldesloe Bahnanschluß, als die Hamburg - Lübecker Strecke der "Lübeck - Büchener Eisenbahn (LBE)" eröffnet wurde. Bereits in den 1850er Jahren kam die Planung für eine durchgehende Bahnstrecke zwischen Elmshorn und Oldesloe auf, ebenso in den 1880er Jahren. Auch der Bau des Nord - Ostsee - Kanals konnte keinen Anstoß zum Bahnbau geben, sondern erst das Kleinbahngesetz, welches Preußen 1892 verabschiedet hatte. Dadurch konnte zumindest der Abschnitt bis Barmstedt gebaut werden. Die Weiterführung nach Oldesloe war jedoch weiterhin nur vorgesehen, aber nicht zur Baureife gelangt. 1905 wurde dann endlich mit dem Bau der weiterführenden Strecke begonnen. 1904 wurde dann mit Sitz in Elmshorn die "Elmshorn - Barmstedt - Oldesloer Eisenbahn - AG (EBOE)" gegründet, die die Fortsetzung der Strecke ab Elmshorn über *Ulzburg (heute Henstedt - Ulzburg) und Sülfeld bis *Oldesloe (heute *Bad Oldesloe) initiierte. Am 9. Juni 1907 wurde die Erweiterung für den Personen- und Güterverkehr in Betrieb genommen und die "EBEG (?)" von der "EBOE" übernommen. Gleichzeitig wurde die gesamte Strecke (auch die bisherige Kleinbahn bis Barmstedt) als Nebenbahn konzessioniert. Als Streckenhöchstgeschwindigkeit galten 40 km / h. Auf der bereits bestehenden Strecke lag sie vorher bei 30, beziehungsweise in den ersten Monaten bei 25 km / h. Die Spurweite betrug 1.435 mm (Normalspur). Die Kursbuchnummer lautete 1942 112 r und 1973 139. Ein Spitzname ist bekannt, und zwar "Korl Barmstedt". So hieß ein ehemaliger Lokomotivführer. Der Name existiert noch an einigen Stellen als Straßenschild. Die Strecke selbst hatte vor allem militärische Bedeutung und besaß in mehreren Bahnhöfen zirka 500 Meter lange Überholgleise, allerdings lagen die Gleise in Kies- und Sandbettung, was für schwere Züge problematisch war und ist, da der Gleisoberbau das hohe Gewicht nicht gut trägt. In *Blumendorf etwa sind die noch vorhandenen Gleise aber deutlich kürzer. Ein Vorteil der Bahn war die Umfahrung von Hamburg, so daß Züge von Lübeck oder von Mecklenburg nach Westen, unter anderen an die Nordsee, einen kürzeren Weg hatten. Der Personenverkehr war nur zwischen Elmshorn und Barmstedt bedeutend, so daß er sich dort auch bis heute gehalten hat. Der Güterverkehr entwickelte sich gut, da einerseits viele landwirtschaftliche Betriebe ihre Waren mit der Bahn transportierten, und andererseits auch viele durchgehende Züge verkehrten. Auf dieser Seite wird im Folgenden die Entwicklung der Bahnstrecke zwischen *Ulzburg und *Oldesloe beschrieben. Die Geschichte der Strecke zwischen Elmshorn und *Ulzburg ist auf Gleis 6.3 nachzulesen. Der Personenverkehr war in diesem Bereich nie besonders ausgeprägt. Zunächst gab es sieben Dampflokomotiven, davon zwei gebrauchte, die Höchstgeschwindigkeit der Strecke lag bei 40 km/h. Bereits 1931 kamen auf dem Abschnitt (Barmstedt -) *Ulzburg - *Oldesloe Triebwagen zum Einsatz. Eine andere Quelle berichtet, daß 1933, 1934 und 1936 jeweils kleine Triebwagen ("T 1", "T 2" und "T 3") von der Waggonfabrik Gotha angeschafft wurden. In Barmstedt mußte man dann in Richtung Elmshorn in einen Dampfpersonenzug umsteigen. Die Bahnhöfe wiesen keine besonderen Auffälligkeiten auf, nur in *Wakendorf - Götzberg gab es ein Bahnbetriebswerk mit Wasserturm. Größere Kunstbauten gab es einige wenige, denn fast alle Straßen wurden niveaugleich gekreuzt, auch die heutige Bundesstraße 432 in *Nahe. Das größte Bauwerk war die Brücke über die "Norder Beste" zwischen *Sülfeld und *Grabau, die heute noch steht. Weiterhin wurde zwischen *Nahe und *Sülfeld der ehemalige "Alster - Trave - Kanal" gekreuzt. Im Fahrplan von 1929 waren für den Abschnitt *Ulzburg - *Oldesloe vier durchgehende Züge hin und zurück aufgeführt. Der Fahrplan für den Sommer 1933 wies in der Richtung nach *Bad Oldesloe sechs Fahrten aus, zurück dagegen nur fünf. Im Sommer 1934 wurde der Haltepunkt *Borstel eröffnet, zunächst aber nur für Kinder, die in das dortige Heim der "SA" kamen, welches im Herrenhaus Borstel untergebracht war. Erst später avancierte *Borstel zum öffentlichen Haltepunkt. 1942 wies der Fahrplan ab *Ulzburg Richtung *Bad Oldesloe vier durchgehende Züge hin und zurück auf, dazu zwei, die nur bis *Wakendorf - Götzberg fuhren und einen, der von dort wieder nach *Ulzburg zurückkam. Im Jahresfahrplan 1943 kam zusätzlich eine nachmittägliche Fahrt von Montag bis Freitag zwischen *Bad Oldesloe und *Sülfeld hinzu. 1950 waren es fünf durchgehende Züge je Richtung. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Strecke einige Schäden, so daß der Bahnbetrieb mehrmals unterbrochen war. Noch bevor der Krieg vorbei war, endete ein Kleinbahnzug aus der Prenzlauer Gegend der Mark Brandenburg nach zahllosen Umwegen über *Bad Oldesloe im Bahnhof *Henstedt - Kisdorf. Der Bahnbetriebsführer Falkenthal hatte damit die Flucht vor der heranrückenden Roten Armee geschafft. Herr Falkenthal wurde dadurch dann vom "Löwen von Norderstedt", dem Bauingenieur Heinrich Lönnies, in die Planungen und die Ausführung für die spätere Alsternordbahn (urspünglich als Schnellstraßenbahn geplant) einbezogen. Diese Alsternordbahn sollte ursprünglich nicht in Ulzburg Süd enden, sondern durch den östlichen Bereich von Henstedt führen, mit einem Haltepunkt namens "Ulzburg - Henstedt" südlich der bestehenden Trasse und einer anschließenden Unterfahrung im Winkel von etwa 90° (ungefähr dort, wo die "EBOE" - Trasse den Bogen zum Bahnhof *Ulzburg begann). Dies stieß bei der "EBOE" auf Ablehnung, da man dort befürchtete, Fahrgäste an die neue Bahn zu verlieren. Die "EBOE" legte sogar am 25. Januar 1947 gegen diese Haltestelle Einspruch ein. Sie teilte die Auffassung des eingesetzten Verkehrsausschusses nicht, der prognostizierte, daß die "EBOE" von der neuen Bahnstrecke direkt nach Hamburg profitieren würde. Auch legte die "EBOE" später grundsätzlich Einspruch gegen irgendwelche Haltestellen in Henstedt ein, von dem sie erst dann Abstand nehmen wollte, wenn sie auf die aktuelle Verkehrsgestaltung Einfluß bekäme. Außerdem gab es Widerstände der Gemeindeväter gegen eine grundsätzliche Führung der Alsternordbahn in Henstedt, so daß deren nördlichster Trassenabschnitt nach Westen schließlich zur heute realisierten Lage wanderte. Zurück zum Anfang
2.a Haltestellen 1942
*Ulzburg (km 24,545)
2.b Haltestellen 1973
*Ulzburg (heute Henstedt - Ulzburg; Haltestelle der Linien A 1, A 2 (zeitweilig) und A 3)
Zwischen den Haltestellen *Grabau und *Nahe gab es bei Kilometer 38,4 noch die Ladestelle "*Nahe Torfverladestelle".
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3. Stillegung und heutiger ZustandNach dem Zweiten Weltkrieg sorgte die Grenzziehung zwischen den beiden deutschen Staaten und der damit verbundenen Einschränkung im Güterverkehr dafür, daß die Zahl der beförderten Güter auf der "EBOE" sank. Das besserte sich erst, als der Grenzübergang Lübeck / Herrnburg wieder für den Schienenverkehr geöffnet wurde. In der Nachkriegszeit wurde noch der Bedarfshaltepunkt *Rümpeler Weg in Bad Oldesloe eröffnet. Bereits 1954 wurde der Betrieb der Dampfloks aufgegeben. 1956 wurde ein vierter Triebwagen angeschafft (der vierachsige Esslinger Triebwagen "T4"). 1957 ging die Verwaltung der "EBOE" (auch gerne als "Eine Bummelei Ohne Ende" verballhornt) an die AKN über. Eine drohende Stillegung der Bahn 1959 konnte durch die Landesregierung in Kiel abgewendet werden, die den Verlust übernahm und den Betrieb modernisierte. In der Schlußphase der Existenz der Strecke kamen als Ersatz für die betagten Vorkriegstriebwagen noch Uerdinger Schienenbusse zum Einsatz, die den Betrieb noch einmal rationalisierten. Doch in den folgenden Jahren stieg der Verlust, den die Bahn einfuhr, immer weiter an. Ein wesentlicher Grund für den Verlust war der Wegfall der durchgehenden Güterzüge mit Kunstdünger, die von Brunsbüttel über Lübeck in die ehemalige "DDR" fuhren. In der Gegenrichtung gab es Züge mit Braunkohlenbriketts als Ladung, die ebenfalls ausblieben. Zudem war der Zustand der Strecke bald nicht mehr betriebssicher. Eine nötige Erneuerung der Gleise sollte rund 28 Millionen D - Mark kosten. Zudem hätten die Fahrzeuge erneuert werden müssen, was ebenfalls Investitionen erfordert hätte. Das Minus in den Bilanzen der "EBOE" wäre dadurch aber nicht behoben worden. So beschloß die Landesregierung in Kiel am 25. Juni 1973 die Einstellung des Betriebs auf dem Abschnitt *Ulzburg - *Bad Oldesloe. Der Personenverkehr zwischen *Ulzburg und *Bad Oldesloe wurde am 29. September 1973 eingestellt und der Güterverkehr zwischen *Ulzburg und *Blumendorf am 22. Dezember 1973. Die Gleise zwischen *Ulzburg und *Blumendorf wurden im Laufe der Zeit abgebaut, wahrscheinlich aber erst nach 1977, da der "Verein Verkehrsamateure und Museumsbahnen (VVM)" einen Museumsbetrieb mit Straßenbahnfahrzeugen plante. Der "VVM" brachte die Straßenbahnfahrzeuge ab dem 7. Mai 1975 nach *Wakendorf - Götzberg, da es dort ja noch das Bahnbetriebswerk gab. Von dort sollte es entweder Richtung *Bad Oldesloe oder nach *Ulzburg gehen. Einige Fahrzeuge waren bereits angeliefert worden, von denen ein Teil im Lokschuppen stand, ein weiterer Teil aber draußen unter freiem Himmel stehen mußte und dem Wetter schutzlos ausgeliefert war. Der "VVM" war vorher im Betriebshof Bahrenfeld in Hamburg mit seinen Fahrzeugen untergebracht, der jedoch im Mai 1975 aufgegeben werden sollte. Da sich das Verhältnis zwischen dem "VVM" und der "Hamburger Hochbahn (HHA)", die die Straßenbahn in Hamburg betrieb, aber sie nach und nach einstellte und der "VVM" dieses Vorgehen kritisierte, verschlechterte, durfte der "VVM" nicht mehr länger in Bahrenfeld bleiben. In *Wakendorf - Götzberg standen auf dem Freigelände unter anderem die folgenden Fahrzeuge:
Jedoch zerschlug sich das Projekt, da der "VVM" trotz mündlicher Zusage der Landesregierung in Kiel keine Möglichkeit sah, die Wiederherstellung der Strecke finanziell zu stemmen, so daß der "VVM" sich nach einer anderen Möglichkeit umsehen mußte. Schließlich zog er mit den Fahrzeugen ab Mai 1977 nach Schönberg bei Kiel um, wo er bis heute aktiv ist. Östlich von *Blumendorf blieb das Gleis liegen, da dort ein Anschluß in das benachbarte Gewerbegebiet auf Bad Oldesloer Stadtgebiet besteht. 1981 ging dieses Gleis von der AKN in den Besitz der Stadt Bad Oldesloe über und wurde fortan als Industriestammgleis betrieben. Daraufhin wurde die Kilometrierung der Reststrecke umgedreht. Statt von Elmshorn wurde nun ab *Bad Oldesloe aufwärts gezählt. *Blumendorf lag nun etwa am Kilometer 4, das dort abzweigende Gleis zu "AncelorMittal" wurde nochmals extra kilometriert. Aktuell wird darüber nur noch ein Betrieb (die Firma "AncelorMittal") einmal die Woche beliefert. Dieser Betrieb will aber seinen Vertrag über den Gleisanschluß nach dem Jahresende 2016 nicht verlängern, so daß das Industriestammgleis dann auch stillgelegt wird. Der andere Betrieb am gleichen Gleisanschluß wurde schon länger nicht mehr über die Schiene angefahren. Die Stadt Bad Oldesloe hatte vor, drei Weichen zu erneuern, die jeweils 35.000 € kosten sollten. Der Ertrag der Strecke liegt bei 2.880 €, denen Kosten von 56.000 € gegenüberstehen. Deswegen wollte Bad Oldesloe die Gebühren für den Anschluß erhöhen, die "AncelorMittal" aber nicht zahlen will. Die bevorstehende Stillegung des Industriestamgleises hat die Stadt am 5. September 2016 im Bundesanzeiger veröffentlicht. Östlich der "Hamburger Straße" wurde in den 1990ern ein Gelände am "Sandkamp" in Bad Oldesloe als neues Gewerbegebiet ausgewiesen und bekam kurze Gleisanschlüsse, die vom Industriestammgleis abzweigen. Jedoch gab es außer einigen Düngekalkladungen hier keinen Verkehr, so daß man diese Investition in neue Gleise als vergebens einstufen muß. Heute ist der Abschnitt zwischen *Ulzburg und *Blumendorf als Radwanderweg ausgeschildert. Hier befindet sich auch "Europas längster Obstgehölzlehrpfad" mit teilweise seltenen Apfelbäumen. Einige Bahnhofsareale wie in *Nahe oder in *Sülfeld wurden bebaut, wobei jeweils die Empfangsgebäude abgerissen wurden. Das Gebäude von *Wakendorf - Götzberg steht zum Teil noch, wobei auch das Umfeld neu bebaut wurde.
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5. Umsteigen ...... in Bad Oldesloe zu den Strecken P: Bad Oldesloe - Trittau - Schwarzenbek, T: Bad Oldesloe - Ratzeburg und Ö: (Bad Oldesloe -) Ahrensbök - Pönitz. Zurück zum Anfang
6. Quellen + Links
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Erstellt seit dem: 19/08/2016
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