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Gleismannsbahnhof Gleis 1.3Güterverkehr in Norderstedt / Die Norderstedter Industriebahn (NIB) |
Der Beginn / Die 1950er JahreBei der Planung der "Alsternordbahn (ANB)" zwischen 1946 und 1953 war auch vorgesehen, die "Langenhorner Chaussee" beim Bahnhof "*Ochsenzoll" zu unterqueren (etwa beim ehemaligen Gleis 3), um Güterzüge von der Güterumgehungsbahn und der Langenhorner Güterbahn nach Neumünster zu leiten. Dieses Vorhaben scheiterte an der Haltung der damaligen "Deutschen Bundesbahn (DB)". Bei den Haltestellen der "ANB" war zwar anfänglich die Möglichkeit vorgesehen, Güterverkehrsstellen einzurichten, jedoch wurde die "ANB" dann Vorreiter für alle anderen rationalisierten Nebenbahnen in Deutschland: Es gab nur Haltestellen bzw. Bahnhöfe für den Personenverkehr. Güterbehandlungsanlagen wie Ladestraßen, Schuppen oder Rampen, wie sie zirka 100 Jahre für Bahnhöfe typisch waren, wurden nicht gebaut. Der einzige Güterkunde bei der Eröffnung der ANB 1953 war die Firma "GRACE" in Friedrichsgabe (dort übrigens der erste Großbetrieb), die Kunststoffartikel und chemische Produkte herstellte. Zwischen dem damaligen Bahnübergang am "Erlengang" und der ehemaligen Haltestelle "*Friedrichsgabe-Heidberg", später "*Harckesheyde" (an der heutigen Straße "Friedrichsgaber Weg" gelegen) wurde eine Ausweichanschlußstelle ("Awanst") östlich des Streckengleises gebaut. Sie verfügte weder über eine Rampe, einen Güterschuppen noch über eine Ladetraße. Die Kesselwagen, die dort zugestellt wurden, wurden direkt am Gleis leergepumpt. Die Firma "GRACE" blieb ungefähr 20 Jahre lang der einzige Güterkunde der "ANB".
Die 1960er / 1970er JahreIn den 1960er Jahren wurde die Stadt Norderstedt geplant, die aus den vier Ursprungsgemeinden Friedrichsgabe, Harksheide, Garstedt und Glashütte 1970 entstand. Bei der Stadtplanung war von der südholsteinischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft in Bad Segeberg auch die Schienenanbindung der vorhandenen Gewerbegebiete Friedrichsgabe, Harkshörn und Stonsdorf (ehemals Küchenberg) vorgesehen. Das Gewerbegebiet Friedrichsgabe entstand in den 1950er Jahren, das von Harkshörn in den 1960ern. Die Siedlung Harkshörn wurde in den Jahren ab 1930 von Hamburger Bürgern gegründet. 1968 wurde mit dem Bau der "Norderstedter Industriebahn (NIB)" begonnen. Ausgangspunkt ist der fünfgleisige Übergabebahnhof zwischen den AKN-Bahnhöfen "*Tanneneck" und "*Ulzburg Süd" nordwestlich von Norderstedt. Er liegt zwischen dem "AKN"-Streckengleis und der "Bahnstraße". Kurz vor der Einmündung der "ANB" in die "AKN" schwenkt das "NIB"-Gleis nach rechts Richtung Süden, kreuzte die "ANB" und führte an deren östlicher Seite nach Süden. Dieses sogenannte Stammgleis Friedrichsgabe war 5,236 km lang und führte bis zum "GRACE"-Anschluß, so daß die Kesselwagenzustellung nicht mehr das "ANB"-Gleis benutzen mußte. Weiterhin wurde zwischen den Haltestellen "*Haslohfurth-Kampmoor" und "*Friedrichsgabe-Dorf" aus dem Stammgleis Friedrichsgabe am Kilometer 3,389 das Stammgleis Harkshörn ausgefädelt. Es schwenkt in Höhe der Straße "Flensburger Hagen" im 90°-Winkel nach Osten, unterquert die "Ulzburger Straße" und wendet sich im 200 Hektar großen "Gewerbegebiet Harkshörn" wieder nach Süden und führte relativ gerade bis hinter die Straße "Harckesheyde". Die geplante Anbindung des Gewerbegebietes Stonsdorf südlich von Harkshörn wurde nicht realisiert.
An diesem Stammgleis gab es fünf (heute nur noch zwei existierende und ein benutzter) Anschlüsse / Anschluß:
Die Gesamtlänge des Stammgleis Harkshörn betrug 4,370 km, die gesamte Gleislänge mit allen Anschließern betrug 6,582 km. Die genutzte Fläche der Schienen betrug 140 000 qm, es gab 20 Weichen und die gesamte Streckenlänge betrug 10,912 km. 26 km Schienen und 32 000 t Schotter sowie 22 650 Schwellen wurden für den Bau benötigt. Die gesamten Anlagen der "NIB" wurden am 1. September 1973 in Betrieb genommen. Die Bahnsteige der Haltepunkte "*Meeschensee-Alsterquelle", "*Haslohfurth-Kampmoor", "*Friedrichsgabe-Dorf" und "*Friedrichsgabe-Mitte" mußten für den neuen Schienenstrang verlegt werden. Zur Eröffnung verkehrte auf dem Stammgleis Harkshörn ein Sonderzug mit Fahrgästen, der aus dreiachsigen Umbauwagen gebildet wurde. Prominenz aus Norderstedt, eine Musikkapelle und zahlreiche Schaulustige wohnten der Eröffnungsfeier bei. 1970 wurde direkt südlich der Haltestelle "*Haslohfurth-Kampmoor" ein weiterer Anschluß gebaut, der aber nichts mit der "NIB" zu tun hat. Es handelt sich um den Privatanschluß der "HEW-Nord" (heute "e-on") zum dortigen Umspannwerk. Etwa einmal im Jahr wurde dort ein Transformatorenwagen zugestellt, der zu schwer für die Straße ist. Das 670 m lange Gleis zweigt aus der "ANB" nach Südwesten in einem Rechtsbogen ab und führt quer durch das Gelände. Die Wagen wurden mittels Sperrfahrt vom Übergabebahnhof aus geschoben. Eine Gleisverbindung zum ehemaligen Stammgleis Friedrichsgabe hat es nie gegeben. In den 1970er Jahren (das genaue Eröffnungsdatum ist unbekannt) wurde zwischen dem Haltepunkt "*Haslohfurth-Kampmoor" und dem Stammgleis Harkshörn östlich des Stammgleis Friedrichsgabe ein Ladegleis für den Abtransport von Kies aus der dortigen Grube angelegt.
Die 1980er / 1990er JahreDer Anschluß zur Firma "GRACE" wurde im Laufe der Zeit immer weniger benutzt und lag zuletzt brach; 1981 gab es noch 11 Fahrten im Jahr. Das Stammgleis Harkshörn wurde Anfang der achtziger Jahre verstärkt benutzt durch die Eröffnung des VW-Werkes. Als die Zukunft der A 2 Anfang der 1990er Jahre gesichert war, verlängerte man das Stammgleis Friedrichsgabe bis hinter den neuen Bahnhof "*Moorbekhalle" und widmete es 1992 um in das Streckengleis der A 2-Züge Richtung "*Ulzburg-Süd". Spätestens seit diesem Zeitpunkt verkehren auf dem südlichen Abschnitt des Stammgleis Friedrichsgabe keine Güterzüge mehr. So wurde aus den bisherigen zwei eingleisigen Strecken eine zweigleisige für die A 2 und die "NIB". Das Kiesgleis wurde in den 1990ern stillgelegt und d ie nördliche Weiche ausgebaut. Das Gleis liegt jedoch noch und dient am südlichen Ende als Schutzgleis für das Stammgleis Harkshörn.
Die aktuelle Entwicklung seit dem Jahr 2000Der Anschluß #2 zur "REWE" am Stammgleis Harkshörn wurde 2001 auf dem dortigen Werksgelände stillgelegt und 2002 bis auf die zungenlose Weiche der gesamte Anschluß abgebaut; die Weiche wurde inzwischen auch ausgebaut. Der Anschluß #3 (ehemals "BERGMANN & CO.", heute Eigentum der Firma "GIESELER UMZÜGE") lag einige Jahre still, war aber noch befahrbar und sichtbar erst vor kurzem repariert worden (neuer Schotter, imprägnierte Schwellen). Mittlerweile wurde jedoch das gesamte Anschlußgleis südlich des Bahnübergangs mit Erde überdeckt, ohne daß es entfernt wurde. So verblieb es unter dem aufgeschütteten Boden. Der Güterschuppen wurde abgerissen. Auf dem Anschlußgleis von ehemals "HERTIE" (heute "MEYER & MEYER WKS") wächst mittlerweile ein kleiner Wald; der Abschnitt zwischen Geländegrenze und der überdachten Rampe wurde zugunsten einer Feuerleiter komplett entfernt. Ebenso ist der Anschluß #4 zur Halle von ehemals "C & A" mittlerweile bewachsen (der Gebäudekomplex stand vollkommen leer und wurde zur Vermietung angeboten; der Bewuchs entlang des Zauns und bei der Gleiszufahrt wurde inzwischen etwas gekappt). Mittlerweile hat die Firma "WELLENSTEYN" den Gebäudekomplex übernommen, nutzt aber nicht den noch vorhandenen Gleisanschluß. So ist zur Zeit nur der Anschließer #1 in Betrieb. Befahrbar ist das Stammgleis Harkshörn nur noch bis kurz vor der Straße "Harckesheyde". Der Bahnübergang über die "Harkesheyde" wurde 2020 abgebaut und hinter dem Zusammenlauf der beiden Gleise ein Prellbock sowie ein Zaun gesetzt. Das Abstellgleis hinter der Straße in Richtung des Stadtparkgeländes blieb bislang, mit der Weiche zum ehemaligen Anschluß #5, nun ohne Anbindung liegen. So wurden die Gleisanlagen der "NIB" im Laufe der Jahre arg "amputiert"... Im Jahre 2002 wurde der Übergabebahnhof (auch "Das Eck" oder "Der Forst" genannt) umgebaut. Die Doppelkreuzungsweiche auf der Ulzburger Seite wurde gegen zwei einfache Weichen ausgetauscht und der kleine Ablaufberg eingeebnet. Die Zahl der durchgehenden Gleise blieb bei fünf. Zeitweise wurd das äußerste Gleis für die A 1-Züge bei Verspätungen genutzt, inzwischen regelmäßig. Während der Bauzeit konnte der Bahnhof aus Richtung Harkshörn nicht genutzt werden, weswegen die Güterzüge im Bahnhof "*Ulzburg-Süd" kopfmachten, um in Richtung Eidelstedt zu fahren. Seit dem 1. Januar 2004 wird die Bedienung der "Norderstedter Industriebahn" wie auch die anderen Güterverkehrstellen im "AKN"-Stammnetz von RAILION übernommen. Bislang war das nicht das Todesurteil für die "NIB". Die Fahrtzeiten wurden, vermutlich durch die Erhöhung der Taktfrequenz auf der A 2, 2004 in die Nachtstunden verlegt. Die Verkehrstage sind montags bis freitags sowie sonntags. Gegen 22.30 Uhr verließ eine Lok der Baureihe 295 von Hamburg Süd den Rangierbahnhof Maschen und fuhr nach Eidelstedt. Gegen 22.30 Uhr ging es dann mit meistens 12 Hbll-Güterwagen zu "VW". Die Rückfahrt erfolgte gegen Mitternacht, wobei alle Fahrtzeiten sich nach hinten verschieben konnten (Daten vom Stand Juni 2009). Im Jahr 2011 verkehren die Züge zum "VW"-Anschluß von Neumünster aus. An den Fahrzeiten dürfte sich aktuell (2021) wenig verändert haben, auch wenn ich keine aktuellen Daten zur Hand habe. Die Auslastung der "NIB" ist weit hinter den Erwartungen der Stadtplaner zurückgeblieben, da nur fünf Gewerbetreiber einen Bahnanschluß erhalten hatten. Viele potentielle Kunden, deren Gelände direkt an der Bahntrasse liegt, wickeln ihren Warentransport ausschließlich über die Straße ab. Auch sind etliche Flächen entlang der Bahn nicht bebaut. Eine Änderung an dieser Situation ist leider in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Personenverkehr, auch internen Werksverkehr hat es auf dieser Strecke nie gegeben, obwohl es wohl vereinzelt Überlegungen in dieser Richtung gab. Nur einige Sonderzüge mit Fahrgästen kamen im Laufe der Zeit auf die "NIB". Es gab vage Überlegungen, am Streckenende des Stammgleis Harkshörn einen Bahnsteig zu errichten, um den nahe gelegenen neuen Stadtpark (2011 war dort das Gelände der Landesgartenschau) anbinden zu können, aber das wurde nicht realisiert. Da der Übergang über die "Harckesheyde" nicht mehr existiert, haben sich solche Überlegungen nun auch erledigt.
Transportleistungen
Anfang 2000 wurden neben KFZ-Teilen und Textilien auch noch Apfelsinen transportiert. Angaben über die beförderten Mengen für die Zeit nach 2000 liegen mir leider nicht vor. Aktuell werden noch Autoteile transportiert.
SonstigesDie Gleisanlagen der "NIB" (und auch der A 2 und U 1) gehören der "Verkehrsgesellschaft Norderstedt (VGN)"; die Unterhaltung geschieht durch den Bauingenieur des Fachbereichs "Verkehrsflächen und Entwässerung", Bereich Glashütte / Harksheide. Die "AKN" bewältigte von 1953 bis Ende 2003 mit ihren Dieselloks den Gütertransport. Bei der Eröffnung der "NIB" 1973 wurden auf beiden Strecken am Gleisdreieck und beim Abzweig nach Harkshörn Lichtsignale aufgestellt. Die Weichen am km 0,0 des Stammgleis Harkshörn sind fernbedient, alle anderen Weichen sind handbedient (gewesen), ebenso die Blinklichtanlagen in Harkshör" ab dem Streckenkilometer 3,0. Gestellt werden die Signale und Weichen vom Stellwerk in "*Ulzburg-Süd". Der Abzweig zum Umspannwerk in "*Haslohfurth" besitzt in der Kurve südlich des Übergangs am "Schleswiger Hagen" einen älteren Achszählpunkt von den Firmen "Thales / Alcatel / Lorenz" und einen Doppelschienenschalter der Firma "Tiefenbach". In dem Film "Neue Güter auf alten Strecken", der ab und zu in den dritten Programmen zu sehen ist, gibt es auch einen kurzen Beitrag über die "NIB" und das dortige "VW-Werk". Zurück zum Anfang
Einige ältere Fotos
Zu den Signalen an der "NIB". Zu den Fotos vom Übergabebahnhof. Zu den Fotos vom "Stammgleis Friedrichsgabe". Zu den Fotos vom "HEW-Anschluß". Zu den Fotos vom "Stammgleis Harkshörn". Zu den Fotos vom "Konzertexpreß" in "*Tanneneck". Zu den Fotos vom Mai 2008. Zu den Fotos vom Februar 2011. |
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